Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_K_01_10
DOI: 10.1055/s-2006-952183

Psychometrische Validierung eines umfassenden Beckenboden-Fragebogens für Klinik, Praxis und Forschung

K Baessler 1
  • 1Charité, Klinik für Gynäkologie im Campus Benjamin Franklin und Campus Mitte, Berlin

Hintergrund: Derzeit gibt es keinen deutschen validierten Fragebogen, der Blasen-, Darm-, Deszensus- und sexuelle Probleme sowie Fragen zur krankheitsspezifischen Lebensqualität integriert. Das Ziel dieser Arbeit ist es, den bereits auf englisch validierten Fragebogen (1) auf deutsch neu zu validieren. Methode: Der Fragebogen wurde übersetzt, in einer lesefreundlichen Version den Patientinnen 1–2 Wochen und unmittelbar vor ihrem ersten Termin in der Sprechstunde gegeben, in der Beckenboden-Sprechstunde zur Anamneseerhebung angewandt und dann psychometrisch getestet. Ergebnisse: Inhaltsvalidität: Der Fragebogen wurde mit den Patientinnen mehrfach verändert und die letzte Version an 32 Frauen getestet. Fehlende Werte überstiegen nie 4% pro Frage. Konstruktvalidität: Beide Fragebögen können signifikant zwischen urogynäkologischen und altersentsprechenden Frauen der Normalbevölkerung (n=32) diskriminieren. Konvergente Validität: Die Angaben der Patientinnen wurden mit den Ergebnissen der Urodynamik, des Stresstestes und der Deszensusquantifikation verglichen. Der Kappa-Wert für die Übereinstimmung von Symptom und urodynamischer Diagnose Stressinkontinenz war 0,6. Senkungsgefühl, Blasen- und Darmentleerungsstörungen korrelierten signifikant mit dem Prolapsausmass (Spearman 0.5–0.8). Interne Konsistenz (Cronbach’s Alpha) für die vier Domänen jeweils im selbst- und Arzt-administrierten Fragebogen waren: Blasenfunktion 0,76/0,71, Darmfunktion 0,72/0,73, Deszensus 0,82/0,84, Sexualfunktion 0,58/0,63. Test-Retest Reliabilität: Die Kappa Werte lagen zwischen 0,68–1,0, meist >0,8. Die Patientinnen- und Interviewer-Fragebögen zeigten gute bis sehr gute Übereinstimmung. Diskussion: Dies ist der erste deutsche validierte Beckenboden-Fragebogen, der alle Aspekte des Beckenbodens und die symptom-spezifische Lebensqualität in einer reproduzierbaren und zuverlässigen Weise erfasst und in der Sprechstunde, für Nachkontrollen und wissenschaftliche Erhebungen angewandt werden kann.