Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_O_01_01
DOI: 10.1055/s-2006-952191

Inzidenz zirkulierender Tumorzellen im peripheren Blut (CTC) bei Mammakarzinompatientinnen zum Zeitpunkt der Primärdiagnose – Ein potentieller Marker zur Risikostratifizierung

BK Rack 1, C Schindlbeck 1, W Janni 1, U Jeschke 1, S Hofmann 1, JK Jückstock 1, EM Genss 1, MW Beckmann 2, K Pantel 3, W Lichtenegger 4, H Sommer 1, K Friese 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München
  • 2Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Erlangen
  • 3Institut für Tumorbiologie, Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 4Klinik für Frauenheilkunde, Charité, Campus Virchow Klinikum, Berlin

Fragestellung: Während aktuelle Daten beim metastasierten Mammakarzinom CTC als unabhängigen Prognosefaktor für das Überleben zeigen (Cristofanilli, NEJM 2004), ist die Rolle von CTC in der adjuvanten Situation bisher ungeklärt. Daher untersucht das translationale Forschungsprogramm der Success-Studie (n=3658 Pat.) Inzidenz und prognostische Relevanz von CTC im peripheren Blut von Mammakarzinompat. zum Zeitpunkt der Primärdiagnose und im Verlauf der adjuvanten zytostatischen, endokrinen und Bisphosphonattherapie. Methodik: Nach immunomagnetischer Anreicherung aus 23ml Blut mittels eines Epcam-Antikörpers wurden die CTC mit fluoreszenzmarkierten Antikörpern gegen die Zytokeratine 8,18,19, sowie gegen CD45 inkubiert. Die Analyse wurde automatisiert mit Hilfe des CellSearch Systems (Veridex) durchgeführt. Ergebnisse: Bisher wurden 300 Pat. zum Zeitpunkt der Primärdiagnose untersucht. Die Mehrzahl der Pat. stellte sich mit einer Tumorgröße <2cm vor (41%T1, 55%T2, 4%T3) und 32% waren nodal-negativ (45%N1, 14%N2, 9%N3). Hingegen wurden 98% der Tumore als mäßig oder schlecht differenziert klassifiziert (2%G1, 98%G2–3). 74% der Pat. waren hormonrezeptorpositiv, während 31% einen positiven Her2/neu-Status aufwiesen. In diesem Patientenkollektiv fanden wir bei 29% der Pat. (n=87) ≥1CTC im Blut. Die mittlere Zellzahl der als positiv bewerteten Pat. betrug 4 (Spanne 1–38). Bei 18 gesunden Kontrollpersonen wurde 1 CTC nachgewiesen. Der Nachweis CTC korrelierte weder mit der Tumorgröße (p=0,39), dem Nachweis von Lymphknotenmetastasen (p=0,25) und dem histopathologischen Grading (p=0,33), noch mit dem Hormonrezeptorstatus (p=0,56) oder dem Her2/neu-Status des Primärtumors (p=0,14). Schlussfolgerung: Der Nachweis CTC im Blut zum Zeitpunkt der Primärdiagnose des Mammakarzinoms ist durchführbar. Die Success-Studie wird klären, ob CTC zur Risikostratifizierung und zum Therapiemonitoring in der adjuvanten Situation geeignet sind und damit eine individualisiertere Therapie ermöglichen.