Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_O_1_02
DOI: 10.1055/s-2006-952192

Multizentrische Validierung einer 76-Gen Signatur zur Prognoseeinschätzung beim nodal-negativen Mammakarzinom

N Harbeck 1
  • 1Frauenklinik der Technischen Universität München, Klinikum Rechts der Isar, München

Zielsetzung: In einer unizentrischen Studie wurde kürzlich eine prognostische 76-Gen Signatur zur Abschätzung des Krankheitsverlaufes beim nodal-negativen (N0) Mammakarzinom entwickelt (Wang et al., Lancet 2005, 365: 671–679). Die vorliegende Studie sollte nun diese Signatur in einer unabhängigen, heterogenen Population von nodal-negativen Patientinnen aus mehreren Zentren validieren. Patientengut und Methode: Mittels speziell entwickelter Affymetrix VDX2 GeneChips wurde die Expression der 76 Gene in RNA aus tiefgefrorenen Tumorproben von 180 N0 Patientinnen analysiert. Keine der Patientinnen hatte eine adjuvante systemische Therapie erhalten, die Tumorproben stammten aus 4 europäischen Kliniken. Ergebnisse: In dieser unabhängigen Validierungsstudie hatte die 76-Gen Signatur eine signifikante Bedeutung für die Identifizierung von Patientinnen, die innerhalb der ersten 5 Jahre Fernmetastasen entwickeln (Hazard Ratio, HR, 7.41; 95% Konfidenzintervall KI, 2.63–20.9). Diese signifikante Bedeutung blieb selbst nach Einbeziehung etablierter Prognosefaktoren multivariaten bestehen (HR, 11.36; 95% KI, 2.67–48.4). Das tatsächliche 5 bzw. 10-Jahres Fernmetastasen-freie Überleben (DMFS) war 96% (95% KI, 89–99%) bzw. 94% (95% KI, 83–98%) in der Gruppe mit einem günstigen 76-Gen Profil gegenüber 74% (95% KI, 64–81%) bzw. 65% (53–74%) in der Gruppe mit einem Hochrisikoprofil. Die Sensitivität für 5-Jahres DMFS betrug 90%, die Spezifität 50%. Positiver bzw. negativer prädiktiver Wert waren 35% (95% KI, 29–47%) bzw. 94% (95% KI, 86–97%). Die 76-Gen Signatur bestätigte sich als starker Prognosefaktor in den Untergruppen ER-positiv, prä- und postmenopausal sowie bei Tumoren ≤20mm. Angesichts der geringen Fallzahl konnte für ER-negative Tumoren keine eigene Analyse durchgeführt werden. Zusammenfassung: Unsere Studie validiert eine vordefinierte 76-Gen Signatur methodisch und klinisch als unabhängigen Prognosemarker beim nodal-negativen Mammakarzinom.