Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_E_01_01
DOI: 10.1055/s-2006-952208

Einfluss der 677C>T-Mutation des 5,10-Methylentetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR)-Gens auf die Estradiol-Synthese humaner Granulosazellen

S Hecht 1, R Pavlik 1, P Lohse 2, U Noss 3, K Friese 4, CJ Thaler 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität, Frauenklinik Großhadern, München, München
  • 2Institut für Klinische Chemie-Großhadern, München
  • 3Zentrum für Reproduktionsmedizin, München
  • 4Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München

Wir konnten zeigen, dass Trägerinnen der MTHFR-677C>T-Mutation im Rahmen der kontrollierten ovariellen Hyperstimulation signifikant verminderte maximale Serum-Estradiol (E2)- Konzentrationen aufweisen und signifikant weniger Follikel produzieren. Bisher war nicht bekannt, ob die MTHFR-677C>T-Mutation auch in vitro einen direkten Einfluss auf die Syntheseleistung humaner Granulosazellen (GZ) hat, oder ob das reduzierte Serum-E2 der betroffenen Frauen auf andere in vivo Konsequenzen der Mutation zurückzuführen ist. Wir haben deshalb den direkten Einfluss der MTHFR-677C>T-Mutation auf die E2-Produktion kultivierter GZ untersucht.

Die GZ wurden aus Follikelpunktaten von 66 A.R.T.-Patientinnen isoliert. Nach Aufreinigung mittels Percoll-Dichtegradienten-Zentrifugation und anti-CD14- und anti-CD45-Dynalbeads wurden die GZ für insgesamt 5 Tage in FCS-haltigem Medium kultiviert. Nach 72h wurde ein Teil der GZ entweder mit 80 IU/l rekombinantem (r)-FSH oder 80 IU/l r-LH für 48h stimuliert. Die E2-Konzentration im Überstand wurde mit Hilfe eines ELISA-Kits bestimmt und mit dem MTHFR-677C>T-Genotyp der untersuchten Frauen verglichen. Der MTHFR-677C>T-Genotyp wurde mit Hilfe der Polymerase-chain-reaction durch Digestion von PCR-amplifizierten DNA Fragmenten analysiert.

Die basale sowie die mit r-FSH oder r-LH stimulierte E2-Synthese von GZ war bei homozygoten TT-Individuen signifikant geringer als bei normalen CC- (basal: P=0,006; r-FSH: P=0,016; r-LH: P=0,004) oder heterozygoten CT- (basal: P=0,006; r-FSH: P=0,027; r-LH: P=0,014) Patientinnen. Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen heterozygoten (CT)- und normalen (CC)-Patientinnen.

Wir konnten hier erstmals zeigen, dass die MTHFR-677C>T-Mutation im Genom humaner Granulosazellen einen direkten Einfluss auf die basale und stimulierte E2-Syntheseleistung ausübt. Damit scheint diese Mutation auf bisher ungeahnte Weise direkt in die Steroidsynthese kultivierter GZ einzugreifen.