Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_E_01_03
DOI: 10.1055/s-2006-952210

Einfluss von Homocystein auf die Estradiol-Sekretion humaner Granulosazellen

R Pavlik 1, S Hecht 1, U Noss 2, K Friese 3, CJ Thaler 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität, Frauenklinik Großhadern, München
  • 2Zentrum für Reproduktionsmedizin, München
  • 3Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München

Das Enzym Methylentetrahydrofolat Reduktase (MTHFR) ist ein Schlüsselenzym bei der Re-Methylierung von Homocystein zu Methionin. Eine C>T Punktmutation des MTHFR-Gens führt zur Bildung einer thermolabilen Variante des Enzyms mit verminderter katalytischer Aktivität. Wir konnten zeigen, dass bei Trägerinnen der MTHFR-677C>T-Mutation die Follikulogenese und Estradiol (E2)-Synthese im Rahmen der kontrollierten Hyperstimulation deutlich beeinträchtigt ist. Da diese genetische Variante mit einem konsekutiv erhöhtem plasmatischen Homocysteinspiegel einhergeht, konzentrierten sich unsere Untersuchungen auf einen möglichen Einfluss von Homocystein (HCY) auf Vitalität und Syntheseleistung von kultivierten humanen Granulosazellen (GZ).

Die GZ wurden aus Follikelpunktaten von 27 IVF und ICSI-Patientinnen isoliert und in FCS-haltigem Medium kultiviert, das in den Versuchsgruppen zusätzlich mit 25, 100 oder 200µmM D/L- HCY versetzt war. Nach 72h wurde ein Teil der GZ entweder mit 80 IU/l rFSH oder mit rLH für 48h stimuliert und die E2-Konzentration mit Hilfe eines ELISA-Kits im Überstand bestimmt. Nach Abnahme der Überstände wurde die Vitalität der GZ anhand eines ATP-Biolumineszens-Assay gemessen und die E2/ATP-Ratio berechnet.

Die Inkubation von GZ mit 25µm D/L-HCY erhöhte signifikant die basale (p=0,020), sowie die rFSH- (p=0,008) und rLH- (p=0,004) stimulierte E2-Synthese der GZ. Mit steigenden HCY-Konzentrationen konnten wir dagegen einen Abfall der E2-Produktion beobachten. Bei Inkubation mit 200µm D/L-HCY glich sich die E2-Syntheseleistung der GZ den nicht mit HCY behandelten jeweiligen Kontrollgruppen wieder an. Dieser Effekt ist nicht auf eine veränderte Vitalität der GZ zurückzuführen, da die ATP-Konzentration durch HCY-Zugabe nicht beeinflusst wurde.

Wir konnten hier erstmals zeigen, dass HCY deutliche Effekte auf den Steroidmetabolismus von humanen GZ hat. Dies könnte den Einfluss der MTHFR-677C>T-Mutation auf Follikulogenese und E2-Synthese miterklären.