Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_E_01_09
DOI: 10.1055/s-2006-952216

Antwort (Response) auf kontrollierte ovarielle Hyperstimulation (COH) hängt von der Höhe normaler basaler FSH-Werte ab: Normal ist nicht normal!

AG Schmutzler 1, E Sheremeteva 2, J Hedderich 3, A Salmassi 2, L Mettler 2, W Jonat 2
  • 1Universitätsfrauenklinik Kiel, UK-SH, Campus Kiel, Kiel
  • 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik Gynäkologie u. Geburtshilfe, Kiel
  • 3Institut für Medizinische Informatik und Statistik, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel

Einleitung: Gewöhnliche Modulatoren der Gonadotropindosis bei der IVF-Stimulation sind: Alter, vorhergehende Response, Rauchen, Oligomenorrhoe, Hyperandrogenämie, vorhergehendes ovarielles Hyperstimulationssyndrom, antrale Follikelanzahl (AF), pathologischer basaler FSH-Wert (bFSH). Unsere klinische Erfahrung führte uns zu der Hypothese, dass auch hochnormale bFSH-Werte eine geringere Response anzeigen könnten – und evtl. eine von vornherein erhöhte Dosis erforderlich machten. Material und Methoden: Alle ART-Zyklen (558) zweier konsekutiver Jahre (2003 und 2004) wurden auf 15 Parameter untersucht: Anzahl der Zyklen, Alter der Frau, IVF oder ICSI, Anzahl der Eizellen, Art der Gonadotropine, OHSS, Schwangerschaft, Geburt, bFSH, AF, Zysten, Dosis, Dauer der Stimulation, basales Östradiol und Response (Gesamtdosis dividiert durch Eizellen). Ergebnisse: Von 13 Korrelationen waren 10 signifikant: Alter und Eizellen, bFSH und Eizellen, AF und Eizellen, Alter und Schwangerschaft, IVF oder ICSI und Schwangerschaft, AF und Schwangerschaft, Alter und Response, bFSH und Response, AF und Response. Wir gruppierten die normalen bFSH-Werte in 2 Gruppen (2,3–6,5 I.E./ml und >6,5–11,3 I.E./ml) und korrelierten diese Gruppen mit einer niedrigeren und höheren Response (< oder >350 I.E. Gesamt-Gonadotropin-Gabe pro Eizelle). 44% (106/240) der niedrignormalen bFSH-Gruppen hat eine niedrige Response, gegenüber 56% (129/231) der hochnormalen bFSH-Gruppe (p<0,013). Schlussfolgerungen: Die Response sollte pharmakobiologisch definiert werden als Quotient aus Gesamtdosis und Effekt, d.h. Anzahl der Eizellen. Hochnormale bFSH-Werte bedeuten ein signifikant höheres Risiko für eine niedrigere Response. Patientinnen mit hochnormalem bFSH brauchen im Durchschnitt etwa die doppelte Dosis an Gonadotropinen pro Eizelle als Patientinnen mit einem niedrignormalen bFSH. Dies ist unseres Wissens der erste Nachweis des Einflusses normaler bFSH-Werte auf die pharmakobiologische Response.