Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_E_01_14
DOI: 10.1055/s-2006-952221

Therapiekonzept der schweren Endometriose (rAFS Grad IV): Rezidivhäufigkeit und postoperative Schwangerschaftsrate nach mikrochirurgischen Sterilitätslaparotomie und prä- bzw. postoperativer (anti)hormoneller Therapie

C Schippert 1, G Garcia-Rocha 1, M Otremba 1, M Wüstemann 2, I Staboulidou 2, HW Schlößer 1
  • 1Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover, Abt. II für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Hannover
  • 2Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover, Abt. I für Gynäkologie und Geburtshilfe, Hannover

EINLEITUNG:

Die Rezidivraten nach Primärtherapie der Endometriose liegen zwischen 20–80%. Häufig besteht auch Kinderwunsch. Es werden bei schwerer Endometriose (rAFS IV°) Schwangerschaftsraten (SS-Rate) nach laparoskopischer Operation von 20–64% bzw. 28–51% nach konservativer Chirurgie beschrieben.

METHODIK

Von 1999–2002 wurden 78 Pat. aufgrund Endometriose rAFS IV° per mikrochirurgischen Sterilitätslaparotomie operiert. Eine präoperative Therapie mit GnRH-Analoga oder einem anderen Hormonpräparat erfolgte in Abhängigkeit des initialen Befundes. Der intraoperative Befund entschied über eine postoperative (postop.) Therapie.

52 Pat. konnten kontaktiert werden (Alter 30,9 Jahre), seit dem Eingriff waren wenigstens 2 Jahre vergangen.

Bei 36,5% der Pat. wurde der Eingriff ausschließlich wegen endometriosebedingter Beschwerden durchgeführt, bei 63,5% stand der unerfüllte Kinderwunsch im Vordergrund.

ERGEBNISSE

Die prä- bzw. postoperativen Therapien werden in Tabelle 1 dargestellt.

Postoperative Schwangerschaftsrate: Gesamtkollektiv: 42,3% (22 Pat.) [72,7% spontane Konzeption, 27,3% IVF]. Postop. SS-Rate bei Pat., die vorwiegend aufgrund eines Kinderwunsches operiert wurden: 60,6% [75% spontane Konzeption, 25% IVF]

Rezidivfreiheit: Insgesamt sind 73,1% der Pat. wenigstens 2 Jahren rezidivfrei. Bei 26,9% trat ein Rezidiv auf, hiervon mussten jedoch nur 50% aufgrund der Beschwerden erneut operiert. Die Pat., die aufgrund endometriosespezifischer Beschwerden operiert wurden, sind nach 2 Jahren in 78,9% rezidivfrei.

ZUSAMMENFASSUNG

Folgendes Konzept erscheint aufgrund der Ergebnisse bei Endometriose rAFS IV° sinnvoll:

1) Diagnosesicherung

2) Initiale antihormonelle Therapie mit GnRH-Analoga (2–4 Monate)

3) Operative Sanierung per mikrochirurgischer Sterilitätslaparotomie

4) Postoperative Therapie mit GnRH-Analoga (weitere 2–3 Monate) oder gestagenbetonte Pille

5) bei kompletter Sanierung der Endometriose und Kinderwunsch: Schwangerschaft anstreben