Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_E_01_16
DOI: 10.1055/s-2006-952223

Charakterisierung und Konzentrationbestimmung endometrialer Immunzellen bei Patientinnen mit idiopathischen habituellen Aborten

MK Bohlmann 1, J Jauckus 1, C Deckner 2, T Strowitzki 1, M von Wolff 1
  • 1Abt. Gyn. Endokrinologie & Fertilitätsstörungen, Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg
  • 2Privat, Osnabrück

Einleitung: Bei 2% aller Partnerschaften treten habituelle Spontanaborte (RSA) auf. Bei einem Teil der Paare findet sich keine Ursache, es wird u.a. eine endometriale (EMR) Abortgenese postuliert. In wenigen Studien wurde die Konzentration von EMR-Immunzellen bei RSA-Patientinnen (P) untersucht. Allerdings sind die Ergebnisse widersprüchlich, die Biopsien nicht LH-datiert oder zuvor keine systematische RSA-Abklärung erfolgt. Ziel dieser Arbeit ist die systematische Charakterisierung des datierten Immunzellprofils (LH+7 bis +9) von EMR-Biopsien bei P im Vergleich zum Kontrollkollektiv (K).

Methoden: Mittels semiquantitativem RNase Protection Assay (RPA) und Immunhistochemie wurden in EMR-Biopsien bei nach Abklärung idiopathisch Abortierenden (n=25) und K (n=10) die Konzentrationen an CD45, CD3 (T-Lymphozyten), CD4 (T-Lymphozyten), CD14 (Makrophagen), CD19 (B-Lymphozyten) sowie CD56 (NK cells) positiven Zellen ermittelt. Es erfolgte eine Subgruppenanalyse von P: Solche mit mehr als 2 (n=17) und solche mit exakt 2 Fehlgeburten (n=8).

Resultate: Es lassen sich alle untersuchten Immunzellen detektieren, wobei zwischen K und der Gesamtheit von P keine signifikanten Unterschiede vorlagen. CD45 wies die höchste Konzentration auf. Nur Subgruppenanalysen von CD 19 zwischen K und P mit >2 Aborten sowie von CD45 zwischen P mit genau 2 und P >2 zwei Aborten zeigten relevante Unterschiede.

Folgerung: Im EMR lassen sich im Implantationsfenster spezifische Immunzellen unterschiedlicher Konzentrationen nachweisen. Die Konzentrationen sind bei P mit zwei und mehr idiopathischen Aborten im Vergleich zu K nicht verändert. Ergebnisse anderer Studien mit begrenzter Abklärung und nicht exakt datierten Biopsien bzgl. generell veränderter EMR-Immunzellen sind in Frage zu stellen. Eine immunologische Dysfunktion zeigt sich anhand der untersuchten Immunzellen bei P mit zwei und mehr Aborten nicht. U.U. ist eine weitergehende Abgrenzung von P mit exakt 2 von denen mit >2 Aborten notwendig.