Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_K_02_11
DOI: 10.1055/s-2006-952252

Geschlechts-spezifische Unterschiede in der Expression und Subtypisierung von Mikropartikeln

B Toth 1, K Nikolajek 1, A Rank 2, R Nieuwland 3, K Friese 4, CJ Thaler 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität, Frauenklinik Großhadern, München, München
  • 2Medizinische Klinik III, Hämatologie, LMU, Klinikum Großhadern, München
  • 3Institut für Klinische Chemie, Amsterdam, Niederlande
  • 4Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München

Einleitung:

Mikropartikel (MP) sind kleinste Membranpartikel, welche bei Aktivierung oder Apoptose von zirkulierenden Blutzellen und Endothelzellen freigesetzt werden. MP sind in der Lage, die Gerinnung aktiv und passiv zu stimulieren sowie bioaktive Moleküle in andere Zellen zu transferieren (1–2). In dieser prospektiven Fall-Kontrollierten Studie wurden erstmals geschlechts-spezifische Unterschiede in der MP Expression und Subtypisierung untersucht.

Material und Methode:

Insgesamt wurden 17 gesunde Männer und 17 gesunde Frauen (keine Thrombose, kein Nikotin, keine Pille) aufgenommen. MP wurden durchflusszytometrisch identifiziert und mit Hilfe zellspezifischer Marker subtypisiert: Glykoprotein IIIa (b3, CD61; thrombozytäre MP (TMP)), P-Selectin (CD62p) und Glykoprotein 55 (CD63) (Marker für aktivierte Thrombozyten), VE-Cadherin (CD144; endotheliale MP) und E-Selectin (CD62e; Marker für aktivierte Endothelzellen). Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe des Man-Whitney-U Tests.

Ergebnisse:

Das Durchschnittsalter betrug 29 (Männer) versus 26 Jahre (Frauen). Frauen wiesen eine statistisch signifikant erhöhte Gesamtzahl an MP auf (5,1×109/L±2,3; (Median±Standardabweichung) versus 3,7×109/L±2,3, p=0,01). Sowohl die Konzentration an TMP (3,7×109/L±2,3 versus 2,2×109/L±1,5, p=0,07) als auch an P-Selectin positiven MP (0,05×109/L±0,06 versus 0,02×109/L±0,02, p=0,007) war bei Frauen statistisch signifikant erhöht. 77% der MP bei Frauen waren thrombozytären (Männer 67%) und 15% endothelialen Ursprungs (Männer 16%).

Schlussfolgerung:

Frauen wiesen im Verhältnis zu Männern statistisch signifikant erhöhte Konzentrationen an MP und TMP auf. Möglicherweise stellen MP einen Risikofaktor dar, der das erhöhte Thromboembolierisiko von Frauen gegenüber Männern mit beeinflusst. Weitere, insbesondere funktionelle Untersuchungen des Einflusses von MP auf die plasmatische Gerinnung sind Gegenstand aktueller Forschungsansätze.