Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_O_02_09
DOI: 10.1055/s-2006-952267

Klinische Signifikanz zirkulierender Tumorzellen im peripheren Blut bei Patientinnen mit primärem und metastatischem Mammakarzinom

N Fersis 1, V Deckwart 1, A Leitz 1, O Böcher 2, C Sohn 1, S Kaul 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg
  • 2Adnagen AG, Langenhagen

Hintergrund: Zirkulierende mikrometastatische Tumorzellen im peripheren Blut von Mammakarzinompatienten sind mögliche Ausgangspunkte für Rezidive sowie für Metastasen und ihr molekularer Nachweis kann von prognostischer Relevanz sein. Untersucht wird das Expressionsmuster tumorassoziierter Gene von zuvor immunmagnetisch angereicherten Tumorzellen zum Zeitpunkt der Primäroperation und in der Nachsorge.

Material und Methoden: EDTA-Blut (2×5ml) wurde zur immunmagnetischen Tumorzellanreicherung (Targets EpCAM und MUC1), mRNA-Isolierung und c-DNA-Synthese verwendet. In 3 Multiplex RT-PCR Ansätzen wurde die Expression der Marker MUC1, EpCAM, HER-2 (1), CK19 und Survivin (2) Mammaglobin1 und Prostata spezifischer ets Transcriptionsfaktor (3) bestimmt. Die Spezifität des Testverfahrens liegt bei 98%.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 323 Patientinnen mit primärem und metastasiertem Mammakarzinom auf zirkulierende Tumorzellen untersucht. Zum Zeitpunkt der Primäroperation zeigte sich eine Detektionsrate von 18%. Bei neoadjuvant behandelten Patientinnen lag die Positivitätsrate bei 16%. In der Gruppe der metastasierten Patientinnen konnte eine Positivitätsrate von 58% ermittelt werden. Bisher wurden 45 Patienten mit primärem Mammakarzinom im Rahmen einer klinischen Verlaufskontrolle innerhalb des ersten postoperativen Jahres nachuntersucht. In dieser Gruppe geht die Positivitätsrate auf 13% zurück.

Schlussfolgerung: Molekularer Marker ermöglichen es, zirkulierende Tumorzellen im peripheren Blut von Brustkrebspatientinnen nachzuweisen. Hierbei lassen sich sowohl unterschiedliche Detektionsraten in Abhängigkeit von Krankheitsstadium und –verlauf, als auch sehr heterogene Expressionsmuster tumorassoziierter Gene feststellen. Die Analyse dieser Marker erlaubt eine bessere Charakterisierung der Tumore und ermöglicht neue bzw. individualisiertere Therapieansätze.