Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_O_02_15
DOI: 10.1055/s-2006-952273

Nachweis von Tumorzellen bei Mammakarzinompatientinnen mit Langzeitüberleben – Tumor cell dormany

T Fehm 1, E Solomayer 1, D Wallwiener 1, S Meng 2, N Lane 3, J Uhr 2
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Tübingen
  • 2UT Southwestern Medical School, Dallas, USA
  • 3UT Southwestern Medical School, Dallas, USA

Hintergrund: Mammakarzinompatientinnen können auch Jahrzehnte nach der Primärdiagnose eine Fernmetastasierung erleiden. Die Latenzperiode vom Zeitpunkt der Erstmanifestation bis zum (Spät-)rezidiv bezeichnet man als „Tumorzellschlaf“. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob zirkulierende Tumorzellen bei rezidivfreien Patientinnen mit Langzeitüberleben nachgewiesen werden können

Methodik: 35 Blutproben von rezidivfreien Mammakarzinompatientinnen mit einem rezidivfreien Überleben >7 Jahren wurden zunächst immunomagnetisch aufgereinigt. Die disseminierten epithelialen Zellen wurden anschließend über zwei epithel-spezifischen Antikörper detektiert. Zum Nachweis der Malignität der detektierten Zellen wurden die Aberrationsmuster für die Chromosomen 1, 8 und 17 bzw. 3 und 11 mittels FisH (Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung) bestimmt.

Ergebnis: 11 von 35 Mammakarzinompatientinnen wiesen zytokeratin- und mammaglobin-positive Zellen auf. Bei 6 Patientinnen wurde über den Nachweis charakteristischer Aberrationsmuster für die Chromosomen 1, 8 und 17 der maligne Charakter der epithelialen Zellen bestätigt. Bei 4 Patientinnen konnte durch eine erneute Rehybridisierung mit zentromerischen DNA-Sonden für die Chromosomen 3 und 11 der Malignitätsnachweis erbracht werden. Somit konnte bei insgesamt 10 von 11 Patientinnen der maligne Charakter der disseminierten epithelialen Zellen über den Nachweis spezifischer Aberrationsmuster bestätigt werden.

Schlussfolgerung: Da diese Patientinnen für mindesten 7 Jahre rezidivfrei waren und zum Zeitpunkt der Blutentnahme kein Hinweis für ein Rezidiv bestand, muss es sich bei diesen Patientinnen mit hoher Wahrscheinlichkeit um „schlafende Tumorzellen“ handeln. Ziel zukünftiger Studien muss es nun sein, die biologischen Mechanismen zu verstehen, welche die Tumorzellen in einem Schlafzustand halten bzw. durch welche sie bei diesen Patientinnen (re)-aktiviert werden.