Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_E_02_02
DOI: 10.1055/s-2006-952277

Untersuchungen zur hormonellen Regulation der Gefäßpermeabilität im humanen Corpus luteum: Pathophysiologische Implikationen für das ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS)

C Wulff 1, G Hack 1, T Groten 1, R Konrad 1, H Fraser 2, R Kreienberg 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Ulm, Ulm
  • 2Medical Research Council, Edinburgh, United Kingdom

Hintergrund: In unseren bisherigen Untersuchungen konnten wir zeigen, dass die wiederholte in vivo Gabe von hCG bei Frauen zur Suppression verschiedener Adhäsionsmoleküle im Gefäßsystem des Corpus luteum führt. Diese Suppression von Adhäsionsmolekülen durch hCG könnte Ursache für die pathologisch erhöhte Gefäßpermeabilität beim OHSS sein. Unbekannt ist, ob hCG direkt regulatorisch auf die Endothelzellkontakte wirkt, oder ob die Wirkung indirekt über einen lokalen Regulator (z.B. VEGF) erfolgt. Methode: HUVECs wurden mit hCG stimuliert und die Proteinexpression verschiedener Adhäsionsmoleküle im Western blot untersucht sowie VEGF mittels ELISA bestimmt. Um zu prüfen, ob VEGF ein lokaler Regulator der Adhäsionsproteinexpression im Endothel ist, wurde ein Zweikammer-Granulosa-Endothelzell-Co-Kultur-Modell etabliert. In diesem wurde nach hCG Stimulation der Granulosazellen VEGF mittels Flt-Fc neutralisiert und die Proteinexpression verschiedener Adhäsionsmoleküle in den HUVECs untersucht. Ergebnisse: hCG hatte keinen direkten Einfluss auf die VEGF-Sekretion und Protein-Expression von Adhäsionsmolekülen in HUVECs. In der Co-Kultur führte die hCG-Stimulation zu einem Anstieg der VEGF-Sekretion in den Granulosazellen. Zeitgleich kam es zu einer Abnahme der Adhäsionsmolekülexpression in den Endothelzellen. Dieser Effekt blieb aus, wenn man die VEGF-Wirkung neutralisierte. Schlussfolgerung: hCG reguliert indirekt die Expression verschiedener Adhäsionsmoleküle im Endothel. Die hCG-Wirkung wird durch VEGF lokal-parakrin vermittelt. Eine Reduktion von Adhäsionsmolekülen geht wahrscheinlich mit einer erhöhten Durchlässigkeit des Endothels einher. Für die Pathophysiologie des OHSS lässt sich vermuten, dass nach der Ovulationsinduktion durch hCG die VEGF-Synthese im Ovar überproportional gesteigert und dadurch die Expression der Endothelzellkontakte der peripheren Gefäßbahn supprimiert wird, was wiederum mit einer pathologisch gesteigerten Permeabilität verbunden sein könnte.