Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_01_07
DOI: 10.1055/s-2006-952353

Identifizierung potentieller Telomerasesuppressor-Gene auf Chromosom 4 mit Bedeutung in der Zervixkarzinogenese

C Backsch 1, I Frank 2, B Rudolph 1, K Motzke 1, L Jansen 1, IB Runnebaum 1, M Dürst 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Friedrich-Schiller-Universtität Jena, Jena
  • 2Institut für Virologie, Essen, Essen

Fragestellung: An der Entstehung des Zervixkarzinoms sind ursächlich die human-pathogenen Papillomviren (HPV), insbesondere die "high risk" Typen 16 und 18, beteiligt. Die Progression einer HPV-infizierten Zelle zu einem malignen Phänotyp erfordert weitere genetische Veränderungen des Wirtszellgenoms. Dabei ist die Aktivierung der Telomerase eine der Voraussetzungen für die Immortalisierung und unbegrenzte Proliferationsfähigkeit von Zellen. Im Ergebnis verschiedener Versuchsansätze (u.a. vergleichende genomische Hybridisierung (CGH), funktionelle Tests) konnte gezeigt werden, dass Verluste bestimmter Regionen auf Chromosom 4 im Immortalisierungsprozeß bedeutsam sind. Ziel dieser Studie war die Eingrenzung einer Region auf Chromosom 4, welche mit Telomerasesuppression assoziiert ist.

Methode: Unter Anwendung des Mikrozell-vermittelten Einzelchromosomen- Transfers wurden das ganze Chromosom 4 und unterschiedliche Derivativ-chromosomen 4 mit HPV16-immortalisierten Keratinozyten (HPKII) fusioniert. Individuelle Hybridzell-Kolonien (100–300 Zellen) wurden direkt lysiert und die Telomeraseaktivität mittels Telomerase PCR-ELISA-Kit bestimmt. Die Charakterisierung der Donorzelllinien erfolgte durch Mikrosatelliten-PCR-Analysen.

Ergebnisse: Eine starke Suppression der Telomeraseaktivität konnte in einem Teil der HPKII-Mikrozell-Hybride durch den Transfer des ganzen Chromosoms 4 und durch drei von acht unterschiedlicher Derivativchromosomen 4 induziert werden. Nach Mikrosatelliten-PCR-Analyse fand sich für den Bereich D4S3201 auf 4q13.3 die beste Korrelation zwischen Deletion und Verlust der Telomerasesuppression.

Schlussfolgerung: Zur Identifizierung von Kandidatengenen für Telomerase-suppression im Bereich 4q13.3 sollten die Expressionsprofile der Gene in Telomerase-negativen und Telomerase-positiven Präkanzerosen verglichen werden.