Hintergrund:
Granulosazelltumoren machen mit 70% die größte Gruppe der Keimstrangtumoren (3–5%
aller Ovarialmalignome) aus. Wir stellen einen Fall eines juvenilen Granulosazelltumors
mit abnormer Aszitesbildung ohne Nachweis einer peritonealen Tumoraussaat zur Diskussion.
Fall:
Bei Klinikaufnahme klagte eine 23-jährige Nullipara mit seit 3 Monaten bestehender
sekundärer Amenorrhoe über persistierende Unterbauchschmerzen. Die klinische Untersuchung
ergab ein aufgetriebenes Abdomen mit reichlich Aszites. Vaginalsonographisch fand
sich zusätzlich im Bereich des rechten Ovars ein 6×4×3cm großer, zystisch-solider
Tumor. Zunächst wurden laparoskopisch eine Biopsie des Tumors und mehr als 5 l Aszites
gewonnen. Weder zytologisch noch im Schnellschnitt konnten Zeichen einer Malignität
nachgewiesen werden, immunhistochemisch wurde der Verdacht auf das Vorliegen eines
Granulosazelltumors geäußert. In einem zweiten Eingriff erfolgte bei sonst unauffälligem
inneren Genitale und Abdomen eine einseitige Ovarektomie. Die endgültige Histologie
bestätigte die Verdachtsdiagnose Granulosazelltumor. Nachdem die wiederholten Untersuchungen
des Aszites keinen Nachweis von malignen Zellen erbrachten, wurde auf eine adjuvante
Chemotherapie verzichtet.
Schlussfolgerung:
Granulosazelltumoren treten überwiegend einseitig auf und neigen nur selten zu kleinherdiger
Streuung. Sie haben insgesamt eine günstige Prognose, in nur etwa 5% ist mit Auftreten
eines Rezidivs innerhalb von 3 Jahren zu rechnen. Als prognostisch ungünstig gelten
ein höheres Tumorstadium, eine Tumorgröße >10–15cm, ein hoher Mitoseindex und ein
höheres Alter der Patientin. Die Besonderheit der vorliegenden Kasuistik ist die Diskrepanz
eines frühen Tumorstadiums zu der überdimensionalen Aszitesbildung. Die Gründe für
den abnormen Aszites sind nicht bekannt, dies zwingt allerdings zu kurzfristiger Tumornachsorge,
wobei eine systemische Chemotherapie eine therapeutische Option darstellt.