Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_01_25
DOI: 10.1055/s-2006-952371

Nachweis viraler E6/E7 mRNA-Onkogen-Transkripte bei der Früherkennung höhergradiger Cervix-Dysplasien

JW Moeckel 1, V Schneider 2, A Clad 3, AS Endres 4, Y Garnier 5, J Quaas 6, H Heyer 7
  • 1Klinikum Lahr, Institut für Pathologie, Lahr
  • 2Pathologisches Institut Freiburg, Freiburg
  • 3Universitäsfrauenklinik Freiburg, Freiburg
  • 4Institut für Virologie, Berlin
  • 5Universitätsfrauenklinik Köln, Klinikum der Universität zu Köln, Köln
  • 6Privat Stralsund, Stralsund
  • 7Universitätsfrauenklinik Greifswald, Greifswald

Die 5häufigsten high-risk HPV-Typen (16, 18, 31, 33, 45) sind für 95-Prozent aller Zervix-Karzinome verantwortlich (1). Nach Infektion mit hr-HPV-Typen werden innerhalb 10 Monaten etwa 95% der Infektionen durch das Immunsystem eliminiert. Das onkogene Potential der HP-Viren hängt von der (Über-) Expression und folgenden Aktivität der beiden viralen Onkogene E6 und E7 ab.

Wir haben eine Multicenterstudie bei 361 Frauen mit zervikalen Dysplasien aller Schweregrade durchgeführt, um die Prävalenz erhöhter E6/E7-mRNA-Spiegel bei verschiedenen Dysplasiegraden zu messen. Dabei wurde eine Differential-Kolposkopie durchgeführt, konventionelle zytologische Abstriche und Zellmaterial für molekularbiologische Tests entnommen.

Das Zellmaterial wurde mit dem Hybrid-Capture II-Test ®(DIGENE-Corporation) zur Detektion von HPV-DNA untersucht. Der Nachweis erhöhter E6/E7-mRNA-Werte wurde mit dem PreTect-HPV-Proofer ®(NorChip AS) geführt, der auf der NASBA-Methode (2) basierend erhöhte mRNA-Spiegel aktivierter E6/E7-Gensequenzen messen kann.

Wir fanden bei CIN 0 in 26% (26/131), bei CIN I/II in 65% (62/96), bei CIN III in 91% (99/109) und bei Karzinom in 96% (24/25) eine hr-HPV-Infektion. E6/E7-mRNA war bei CIN 0 in 12% (16/131), bei CIN I/II in 29% (28/96), bei CIN III in 71% (77/109) und bei Karzinom in 92% (23/25) positiv.

Die Sensitivität des HPV-DNA-Nachweises war bei niediggradigen Zervixdysplasien gegenüber dem E6/E7-mRNA-Nachweis erhöht, glich sich im Verlauf bei höhergradigen Dysplasien und Zervixkarzinom an.

Follow-up-Studien konnten zeigen, dass Patientinnen mit niedriggradigen Dysplasien und gleichzeitig erhöhten E6/E7-mRNA-Werten ein um das 69,8-fache erhöhtes Risiko der Entwicklung höhergradiger Läsionen gegenüber Patientinnen mit normalen E6/E7-mRNA-Werten aufweisen.

Damit kann bei vergleichbarer Sensitivität, jedoch höherer Spezifität die gezielte Messung aktivierter Onkogene die Triage von Frauen mit Zervix-Dysplasien nachhaltig verbessern und Ängste abbauen.