Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_01_27
DOI: 10.1055/s-2006-952373

Einfluss einer Impfung gegen humane Papillomviren auf die Inzidenz und Mortalität des Zervixkarzinoms in Deutschland

U Siebert 1, L Bernard 2, TF Schwarz 3, T Hammerschmidt 4, A Schneider 5
  • 1UMIT Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Hall i.T., Österreich
  • 2i3 Innovus, Burlington, Kanada
  • 3Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg
  • 4GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, & Health Outcomes, München
  • 5Charité, Klinik für Gynäkologie im Campus Benjamin Franklin und Campus Mitte, Berlin

Ziel: Humane Papilomviren (HPV) sind ursächlich für die Entstehung des Zervixkarzinoms verantwortlich. Impfstoffe, die Schutz vor den HPV-Genotypen 16 und 18 bieten, sind in der klinischen Entwicklung. Ziel dieser Studie war, langfristige Effekte einer HPV-Impfung auf die Inzidenz und Mortalität des invasiven Zervixkarzinoms in Deutschland abzuschätzen.

Methodik: Mittels eines entscheidungsanalytischen Monte-Carlo-Simulationsmodell wurde der Impfeffekt auf die lebenslange Inzidenz von Zervixkarzinom und auf die Lebenserwartung einer Kohorte von 409.800 10-jähriger Mädchen untersucht. Das Modell basiert auf Inzidenz- und Mortalitätsdaten des saarländischen Krebsregisters (Durchschnitt 1996–2000). Die Impfstoffeffektivität beträgt 95%. Es wurde eine Teilnahmerate von 100% an einer Impfung im Alter zwischen 10 und 25 Jahren angenommen. HPV-16 und HPV-18 sind für 73,5% der Zervixkarzinome verantwortlich. In Sensitivitätsanalysen wurden Variationen der Annahmen hinsichtlich der relativen Reduktion von Krebs- und Todesfällen untersucht.

Ergebnisse: Ohne Impfung kommt es zu 4.642 Krebsfällen (kumulierte Lebensinzidenz: 1,1%) und 1.642 Todesfällen (Letalität: 35,4%). Die Impfung 10-jähriger reduziert diese Zahl um jeweils 70%, was zu einem Gewinn von 23.221 Lebensjahren in der Gesamtkohorte führt. 358 Mädchen müssen geimpft werden, um einen Todesfall zu verhindern. Eine spätere Impfung im Alter von 25 Jahren verhindert 36% aller Krebs- und 48% aller Todesfälle. Das Modell reagiert sensitiv bei Variationen von Impfrate, HPV-16/18-Anteilen und Impfstoffeffektivität.

Schlussfolgerungen: Die HPV-Impfung Jugendlicher kann die trotz des Krebsfrüherkennungsprogramms In Deutschland noch bestehende Krankheitslast am Zervixkarzinom wesentlich reduzieren. Auch die Impfung junger Erwachsener stellt einen bedeutenden Nutzen dar. Die HPV-Impfung empfiehlt sich als Ergänzung zur bestehenden Krebsfrüherkennung.