Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_E_01_07
DOI: 10.1055/s-2006-952417

Antikörper gegen Gewebstransglutaminase bei rezidivierenden Spontanaborten: Positive Effekte glutenfreier Diät?

N Rogenhofer 1, R Ochsenkühn 1, B Toth 1, P Eichhorn 2, K Friese 1, C Thaler 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität, Frauenklinik Großhadern, München, München
  • 2Institut für klinische Chemie, Ludwig-Maximilians Universität, Großhadern, München, München

Einleitung: Wir konnten zeigen, dass bei Patientinnen mit rezidivierenden Spontanaborten (RSA) IgG-Antikörper gegen Gewebstransglutaminase hochsignifikant (p<0,0005)häufiger nachweisbar sind als bei gesunden Kontrollpatientinnen. Die Gewebstransglutaminase (GTG) spielt eine zentrale Rolle in der Entstehung der Gluten sensitiven Enteropathie (GsE), wobei diese häufig asymptomatisch verläuft. Antikörper gegen GTG haben eine Spezifität von fast 100% und eine Sensitivität von 96–98% für die Diagnose der GsE. Die aktuelle Datenlage propagiert eine glutenfreie Diät als mögliche therapeutische Option.

Fallbeispiel: In unserer Spezialsprechstunde für wiederholte Fehlgeburten fanden wir bei einer 34jährigen Patientin mit 3 Fehlgeburten im 1. Trimenon deutlich positive anti-GTG-Antikörper (330 U/ml [Norm: <20 U/ml]). Obgleich sich anamnestisch keinerlei Hinweise auf das Vorliegen einer Enteropathie ergaben, wurde im Rahmen einer histopathologischen Diagnostik (PE des Duodenums) eine GsE. gesichert. Bereits 4 Wochen nach Einleitung einer glutenfreien Diät zeigte sich ein deutlicher Abfall der anti-GTG-Antikörper auf 69 U/ml. Anfang Juli 2005 konnte der spontane Eintritt einer intakten intrauterinen Schwangerschaft dokumentiert werden. Die glutenfreie Diät war mittlerweile streng eingehalten worden. Bei einer Kontrolle fand sich entsprechend ein weiterer Abfall der anti-GTG-Antikörper auf 29 U/ml. Der Schwangerschaftsverlauf gestaltete sich komplikationslos und die Patientin wurde am Termin aufgrund eines vorzeitigen Blasensprunges in der 36+6. SSW und Beckenendlage mittels Sectio caesarea von einem gesunden Jungen von 2730g entbunden.

Schlussfolgerung: Der Nachweis von GTG-Antiköper findet sich deutlich gehäuft bei Patientinnen mit rezidivierenden Spontanaborten, auch ohne gastrointestinale Symptomatik. Eine konsequente glutenfreie Diät führt zum signifikanten Abfall der GTG-Antikörper. Dies könnte sich positiv auf die Prognose nachfolgender Schwangerschaften auswirken.