Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_01_02
DOI: 10.1055/s-2006-952420

Ist universitäre Medizin noch bezahlbar? Kostenstrukturanalyse von unkomplizierter vaginaler Geburt und primärer Sectio caesarea

IM Heer 1, S Rummel 1, S Kahlert 1, A Strauss 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität, Frauenklinik Großhadern, München, München

Fragestellung: Medizinische Behandlung verursacht eine Vielzahl spezifischer Kosten (Personal-, Material und Infrastruktur).

Welche Kosten entstehen wo und wie bei der Behandlung einfacher geburtshilflicher Prozeduren wie z.B. bei der Betreuung einer unkomplizierten vaginalen Geburt verglichen mit einer primären Sectio caesarea? Ist eine kostendeckende Betreuung entsprechender Patientinnen im universitären Umfeld möglich?

Methode: In die Kostenanalyse wurden unkomplizierte Spontangeburten und primär geplante Kaiserschnitte ohne erweiterten medizinischen Versorgungsaufwand eingeschlossen. Es erfolgte die Einzelanalyse des zeitlichen Betreuungsaufwandes durch alle die Patientin betreuenden Disziplinen und Berufsgruppen. Aus dem Krankenhausinformationssystem (KIS) wurden alle der über die jeweilige Kostenstelle der Patientin zurechenbare Kosten zugeordnet. Zusätzlich erfolgte die Summierung aller Materialkosten. Die pauschalierten Infrastrukturkosten wurden addiert. Die Erlöse wurden aus dem D-DRG-System errechnet.

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden70 Spontangeburten und 30 primären Sectiones. Verlässliche Konstenstrukturdaten konnten allerdings nur in 46,2%/44,5% (vaginale Geburten/Sectio) erhoben werden. Der Erlös lag bei den vaginalen Geburt im Mittel bei 1820,70 €. Die Summe aller Kosten betrug hier im Mittel 1737,34 € (Ergebnis: +83,36 €). Die primäre Sectio caesarea erlöste 3817,60 €. Die Summe aller Kosten betrug hier 2384,90 € (Ergebnis: +1432,70).

Schlussfolgerung:

1. Eine direkte Kostenzuordnung zur behandelten Patientin ist begrenzt möglich

2. Unkomplizierte geburtshilfliche Prozeduren sind im universitären Umfeld kosteneffektiv

3. Werden die spekulativen Kosten des zu Dokumentationsaufwandes addiert, ist Aussage 2 zu relativieren

4. Aufgrund der hier gezeigten Daten erscheint die kosteneffektive Behandlung komplexer geburtshilflicher Krankheitsbilder unwahrscheinlich