Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_01_08
DOI: 10.1055/s-2006-952426

Gebären im Wasser: Erfahrung nach 1900 Wassergeburten

A Thöni 1
  • 1Sanitätsbetrieb Brixen Krankenhaus Sterzing Gynäkologie und Geburtshilfe, Sterzing/Südtirol, Italien

Fragestellung: Ziel dieser retrospektiv deskriptiven Studie ist es, die an unserer geburtshilflichen Abteilung bisher erfolgten 1900 Wassergeburten zu analysieren und diese mit den anderen Gebärpositionen zu vergleichen.

Methode: Anhand von 860 Erstgeburten im Wasser, 424 auf dem traditionellen Gebärbett und 136 auf dem Hocker wurden die Geburtsdauer, die Dammschnitt- und Dammrissraten, der arterielle Nabelschnur-pH-Wert (<7.10), und der Base Excess (>12 mmol/L) untersucht. Bei allen 1900 Wassergeburten wurden der Schmerzmittelverbrauch, das Auftreten von Schulterdystokien bzw. erschwerten Schulterentwicklungen und die Anzahl der Gebärenden, die nach vorausgegangenem Kaiserschnitt im Wasser geboren haben, erfasst. Alle Wassergeburten hatten eine kontinuierliche CTG-Überwachung auf telemetrischer Basis.

Ergebnisse: Bei den Erstgebärenden, die im Wasser geboren haben, ließen sich im Vergleich zu den Gebärenden im Bett oder auf dem Hocker eine eindeutige Verkürzung der Eröffnungsphase und signifikant weniger Dammschnitte feststellen, ohne dass dies zu Lasten von vermehrten Dammrissen ging. Der arterielle Nabelschnur-pH-Wert und der Base Excess ergaben keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen. Im Wasser sind von 1900 vier Kinder mit metabolischen Blutsäurewerten (pH<7.10; BE >12.0; Apgar ~ 7) und drei Schulterdystokien zu verzeichnen.

71 Frauen haben mit Zustand nach Kaiserschnitt im Wasser geboren.

Schlussfolgerung: Die Wassergeburt hat gegenüber den herkömmlichen Geburtsmethoden Vorteile; sie ist gekennzeichnet durch eine verkürzte Eröffnungsphase, signifikant weniger Dammschnitte und einem geringerem Verbrauch an Analgetikas. Die Sicherheit des Kindes ist bei der Geburt im Wasser bei rigoroser Einhaltung von Kontraindikationen gewährleistet. Trotzdem wird ein Restrisiko nie ganz auszuschließen sein.