Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_01_13
DOI: 10.1055/s-2006-952431

Schwangerschaft bei mechanischem Aortenklappenersatz. Management und Monitoring der Antikoagulation mit niedermolekularem Heparin (Dalteparin)

CES Interthal 1, C Lindner 1, D Dickemann 2, D Macchiella 1, E Steiner 1, D Peetz 3, H Kölbl 1, H Schinzel 4
  • 1Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
  • 2Privat, Mainz
  • 3Institut für klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin Johannes Gutenberg Universität Mainz, Mainz
  • 4II Medizinische Klinik der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Mainz

Hintergrund: Pat. mit mechanischen Herzklappen benötigen zur Verhinderung von Klappenthrombosen eine orale Antikoagulation mit einem Vitamin K-Antagonisten. In der Frühschwangerschaft, (6.–12. SSW), sind diese wegen ihrer teratogenen Wirkung kontra-indiziert und später nur unter strengsten Kautelen vertretbar. Die alternative Antikoagulation erfolgt bislang v.a mit unfraktionierten Heparinen. Niedermolekulare Heparine (NMH) haben wegen ihres besseren pharmakologischen und pharmakokinetischen Profils Vorteile, wie z.B. bessere Bioverfügbarkeit und größere Therapiesicherheit.. Der schwangerschaftsassoziierte hyperkoagulolabiler Zustand erhöht bei Herz-klappenpatientinnen das Thromboembolierisiko. Wir stellen das Management bei einer Patientin mit künstlicher Aortenklappe (AKE) in der Schwangerschaft dar.

Pat., Therapie und Monitoring: Eine 28-j. Pat. mit AKE (SJM 19mm) wurde unter Marcumartherapie schwanger. Das Marcumar wurde in der 5. SSW abgesetzt. Ab INR <2,5 erfolgte die gewichtsadaptierte Antikoagulation mit Dalteparin s.c. mit jeweils 100 IE NMH pro kg KG morgens und abends. Die interdisziplinäre klinische Betreuung wurde zunächst in 4-wöchigen, im III. Trimenon in 2-wöchigen Abständen durchgeführt. Im Labor wurden u.a. D-Dimere, TAT, anti-Faktor Xa-Spiegel (aXa). bestimmt. Echokardiographiekontrollen erfolgten je einmal im I. und II. Trimenon, danach 14 tägig. Aufgrund eines deutlichen Anstieges des Druckgradienten über der AK wurde in der 37. SSW die primäre Schnittentbindung durchgeführt. Peripartal wurde NMH kontinuierlich intravenös in steigender Dosierung unter aXa-Kontrolle appliziert, ferner Antithrombin substituiert. Schwangerschaft, Entbindung und Wochenbett verliefen weitgehend problemlos.

Konklusion: NMH stellen unter Beachtung obiger Kautelen eine gute und sichere Alternative bei der Antikoagulation der AK in der Schwangerschaft dar. Die Betreuung derartiger Patientinnen sollte interdisziplinärer in einem Zentrum mit Erfahrung erfolgen.