Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_01_15
DOI: 10.1055/s-2006-952433

Die alte Erstgebärende–ein Risiko?

K Pohl 1, N Lack 2, MB Franz 1, B Schiessl 1, R Kaestner 1, F Kainer 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München
  • 2Bayerischen Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der stationären Versorung, München

Einleitung: In den letzten Jahren konnte eine deutliche Zunahme des Alters von Erstgebärenden festgestellt werden. Ein höheres maternales Alter gilt u.a. jedoch als Risikofaktor für Frühgeburten und chromosomale Veränderungen. Methode: In dieser Untersuchung wurden die Daten aller in Bayern erfassten Erstgebärenden (BAQ, n=991 696) für die Jahrgänge 1987 bis 2004 zusammengefasst, um die Auswirkungen des zunehmenden Durchschnittsalters auf Mangelgeborenenrate, Frühgeborenenrate, Azidose (pH<7,10), Uterusruptur und Plazenta praevia zu untersuchen. Die Einteilung erfolgte anhand des maternalen Alters in 6 Gruppen: 1) unter 24 Jahre 2) zwischen 25 und 29 Jahren 3) zwischen 30 und 34 Jahren 4) zwischen 35 und 39 Jahren 5) zwischen 40 und 44 Jahren 6) älter als 44 Jahre. Es zeigte sich eine deutliche Abnahme des relativen Anteils jüngerer Erstgebärender bis 24 Jahre von 38,03% auf 24,03%, während sich der Anteil der Schwangeren in der Gruppe zwischen 35 und 39 Jahren nahezu verdreifacht hat. Bei fast allen Ergebnisparametern konnten klare altersabhängige Gradienten beobachtet werden. Bezüglich der Wachstumsrestriktion, der Frühgeborenenrate und der fetalen Azidose sind die Ergebnisse über das gesamte Altersspektrum der Schwangeren hinweg nicht signifikant. Zwischen der Altersgruppe bis 24 Jahre und der Gruppe 40 bis 44 Jahre liegt dagegen etwa eine Verachtfachung des Risikos für Plazenta praevia vor. Bei den Uterusrupturen lässt sich kein altersabhängiger Zusammenhang nachweisen. Zusammenfassung: Der Anteil junger Erstgebärender hat im Beobachtungszeitraum zwischen 1987 und 2004 deutlich abgenommen, während die Anzahl der älteren Schwangeren angestiegen ist. Das zunehmende Alter der Erstgebärenden sollte jedoch als Risikofaktor nach den hier dargelegten Daten nicht überbewertet werden.