Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_01_28
DOI: 10.1055/s-2006-952446

Fetale Parvovirus-B19-Infektionen im ersten Trimenon – Diagnostik und Therapieoptionen

I Juhasz-Böss 1, T Frimmel-Müller 1, S Modrow 2, A Hartmann 3, O Ortmann 1, U Germer 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Regensburg
  • 2Institut für medizinische Mikrobiologie, Regensburg
  • 3Institut für Pathologie der Universität Regensburg, Regensburg

Wir berichten über Diagnostik und Therapieoptionen bei fetaler Anämie bedingt durch eine Parvovirus B19 Infektion (PVI) im 1. Trimenon.

Fall1: Bei einer 34j. IIIG/IIP wurde in der 12+5SSW eine NT von 4,3mm sowie ein mildes generalisiertes Hautödem nachgewiesen. Die fetale Echokardiographie (FE) zeigte eine unauffällige kardiale Anatomie und Blutflussmuster. Das venöse Flussmuster im Ductus venosus (DV) wies einen noch physiologischen reversen Blutfluss während der atrialen Kontraktion auf. Die CVS ergab einen unauffälligen weiblichen Karyotyp und die Infektionsserologie eine akute PVI. In der 13+5SSW zeigte sich ein progredienter Hydrops. Die FE wies eine Myokardhypertrophie ohne AV-Klappeninsuffizienz auf, der DV-Blutfluss war triphasisch positiv. Bei fetaler Anämie (Hb 4,1g/dl, keine Thrombozyten nachweisbar) erfolgte eine intracardiale Transfusion mit 2ml Erythrozytenkonzentrat. Am Folgetag wies der Fet eine schwere holosystolische AV-Klappeninsuffizienz und einen reversen Fluss in der a-Welle des DV auf. Am 2. Tag nach Transfusion trat der IUFT ein. Die Histopathologie bestätigte die fetale PVI und wies das Virus im Myokard nach.

Fall2: Bei einer 34j. IVG/IIP war in der 12+0SSW die FE und Sonographie unauffällig (NT 1,2mm). In der 12+5SSW wurde serologisch eine PVI diagnostiziert. In der 14+0SSW fiel eine NT mit 3,9mm, eine AV-Klappenregurgitation sowie ein generalisiertes Hautödem mit mildem Aszites, Hydrothorax und Perikarderguss auf. Die Dopplersonographie der A. cerebri media zeigte eine hohe Flussgeschwindigkeiten (Vmax: 39cm/s). Eine invasive Diagnostik sowie eine Therapie wurde von der Patientin abgelehnt. In der 14+4SSW trat der IUFT ein.

Die beiden Fälle belegen, dass die sonographischen Zeichen einer fetalen Anämie im 1. Trimenon wie in fortgeschrittenem Gestationsalter nachweisbar sind und dass eine fetale PVI in der Frühgravidität neben der Anämie eine Myokarditis auslösen kann. Ein Therapieversuch bleibt bei unklarer Prognose diskutabel.