Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_01_40
DOI: 10.1055/s-2006-952458

B-Streptokokkensepsis im Vergleich zu Sepsisfällen mit anderen Erregern

A Gross 1, S Droz 2, M Berger 3, DV Surbek 4
  • 1Universitäts-Frauenklinik Bern, Bern, Schweiz
  • 2Mikrobiologisches Institut Bern, Bern, Schweiz
  • 3Abteilung Neonatologie, Inselspital Bern, Bern, Schweiz
  • 4Departement Klinische Forschung, Klinik für Frauenheilkunde, Universitätsspital Bern, Bern, Schweiz

In Anlehnung an die US-amerikanischen Richtlinien zur Prävention von GBS-Sepsis wird an der Frauenklinik Bern ein Screening- und Prophylaxeprogramm initiiert werden, welches flächendeckend präventiv gegen GBS-Sepsisfälle eingesetzt wird. Es gilt dabei das Sepsisrisiko durch andere Erreger, respektive eine mögliche Resistenzentwicklungen anderer Keime zu verhindern. Ziel der vorliegenden Studie war die Erfassung der aktuellen Situation bezüglich Inzidenz, Erreger und Verlauf der an einer schweizerischen Universitätsklinik auftretenden Fälle von Neugeborenen (NG)-Sepsis.

Mittels retrospektiver Analysen verglichen wir GBS-Sepsisfälle mit denen anderer Erreger. Eingeschlossen alle positiven Blutkulturen innerhalb der ersten sieben Lebenstage.

108 Fälle von NG-Sepsis wurden dokumentiert. 59% (n=64) durch die Gattung Staphylokokkus, 15% (n=16) durch GBS. In den 16 Fällen erhielten nur zwei Schwangere subpartal eine Antibiotikaprophylaxe. In den übrigen Fällen lagen uns zum Zeitpunkt der Geburt keine Abstrichresultate vor. In drei Fällen waren Abstriche zu einem früheren Zeitpunkt entnommen worden mit negativem Kulturergebnis. Eine Prophylaxe wurde nicht durchgeführt. 63% der Frauen mit nachfolgend an GBS-Sepsis erkrankten NG zeigten einen vorzeitigen spontanen Blasensprung (VSBS) mit raschem Geburtsverlauf. 13% (n=2) der erkrankten Neugeborenen verstarben im Alter von wenigen Stunden (Gestationsalter 40 0/7 SSW; 29 6/7 SSW) trotz maximaler Versorgung in einem neonatologischen Zentrum.

In der Schweiz zeigen 15% der Schwangeren eine vaginale Besiedlung mit GBS zum Zeitpunkt der Geburt. Der Detektion dieser Fälle zur Vermeidung einer Sepsis sollte besondere Bedeutung zukommen. Eine nachfolgende Antibiotikaprophylaxe (bei positivem Abstrichresultat) würde das Auftreten der GBS-Sepsisfälle reduzieren und den Einsatz ungezielter Antibiotikagaben verhindern.