Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_01_44
DOI: 10.1055/s-2006-952462

Präpartale Risikoevaluation für neonatale Komplikationen in Abhängigkeit vom Entbindungsmodus bei VLBW- Neonaten

N Sänger 1, A Reitter 1, D Fischer 2, K Bauer 2, F Louwen 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Frankfurt am Main, Frankfurt am Main
  • 2Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Frankfurt

Einleitung: Die in der Literatur kontrovers geführte Diskussion bezüglich der Korrelation von Geburtsdauer/Geburtsmodus bei Frühgeborenen mit der perinatalen Morbidität/Mortalität lässt die Ursache der Frühgeburtsbestrebung sowie präpartale Komplikationen häufig außer Acht, ist aber von entscheidender Bedeutung.

Methode: Diese in unserem Perinatalzentrum durchgeführte retrospektieve Analyse über einen Gesamtzeitraum von 3 Jahren schließt insgesamt 298 VLBW (very low birth weight)-Geburten ein. Mit einem standarisierten Prozedere bzgl. Therapie und Geburtsmodus erfolgte die statistische Auswertung über Gestationsalter, Geburtsgewicht, Infektnachweis, RDS- Prophylaxe sowie das initial postpartale Outcome und neonatale Komplikationen wie z.B. neonatale Sepsis, interventrikuläre Hirnblutungen (IVH), periventrikulärer Leukomalazien (PL) oder bronchopulmonale Dysplasien (BPD).

Ergebnisse: Von den eingeschlossenen 298 Patientinnen wurden 155 vor der 32.SSW entbunden, 116 in der 32.–34.SSW und 27 nach der 34.SSW. Von 241 Neonaten konnte der postpartale Verlauf dokumentiert werden. Hierbei zeigte sich kein signifikanter Vorteil der Sectio caesarea bezogen auf neonatalen Komplikationen. Wohl aber konnte ein signifikanter Einfluss der RDS- Prophylaxe auf das Auftreten einer IVH oder BPD gezeigt werden. Die Ursachen, die zur Wahl des Entbindungsmodus führten waren dabei signifikant different. Während eine Infektion oder stumme MM- Eröffnung häufig zum Spontanpartus führten, entschied man sich bei z.B. schwerer Retardierung oder schwerer Präeklampsie zur Durchführung einer Sectio.

Schlussfolgerung: Nicht der Geburtsmodus, sondern die Ursache der Frühgeburtlichkeit sowie eine abgeschlossene RDS- Prophylaxe korrelieren mit der perinatalen Morbidität im untersuchten Kollektiv.