Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_K_02_31
DOI: 10.1055/s-2006-952494

Anlage einer Neovagina als Ultima ratio bei Scheidenstenose durch Kollagenose zur Wiederherstellung der Kohabitationsfähigkeit

E Riebe 1, G Köhler 2, D Arndt 2
  • 1Klinikum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Klinik u. Poliklinik für Gynäkologie u. Geburtshilfe, Greifswald
  • 2Universitätsfrauenklinik Greifswald, Greifswald

Einleitung: Die Anlage einer Neovagina ist ein etabliertes Operationsverfahren im Rahmen maligner Neoplasien des kleinen Beckens oder zur Herstellung der Kohabitationsfähigkeit bei MRKH Syndrom. Hier sind Operationsverfahren auf abdominalem und laparoskopischem Weg beschrieben. Neben diesen Indikationen sollten auch schwere Scheidenstenosen, durch Kollagenose bzw. Lichen sclerosus berücksichtigt werden.

Fall: 38 jährige Patientin, Zwischenblutungen und zytologisch PAP III D. Procedere: Kürettage, Hysteroskopie, Konisation. Histologie: CIN II und submucöse Leiomyome.

Eine Untersuchung ist bei Vaginismus nicht möglich und soll in Narkose durchgeführt werden. Intraoperativ ist die Scheide im oberen Drittel für einen Finger nicht durchgängig. Eine digitale Scheidendilatation bringt kein positives Ergebnis. Postoperative Dilatation mittels Phantom, Östriolsalbe und Lokalanästhesie, ohne Erfolg. Bei starkem Leidensdruck, erneuter suspekter Zytologie Entschluss zur abdominalen HE mit partieller Kolpektomie und Anlage einer Peritonealscheide.

Methode: tiefe Präparation der Scheide und Absetzen des oberen Drittels mit der gesamten Stenose. Präparation eines Peritoneallappens aus Blasen- und Douglasperitoneum. Seitliche Vereinigung der Blätter und Adaptation am verbliebenen Scheidenstumpf. Formierung eines Scheidengewölbes aus den oberen Anteilen der vorderen und hinteren Bauchfellblätter. Postoperativ erfolgt das sofortige Training mittels Phantom.

Ergebnis: eine etwa 5 cm lange Peritonealscheide. 5 Monate nach dem Eingriff ist das Einführen eines Phantoms (Durchmesser 2cm) problemlos möglich. Über Geschlechtsverkehr wurde in dieser Phase noch nicht berichtet.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Formung einer Peritonealscheide muss nicht malignen Erkrankungen oder Fehlbildungen vorbehalten bleiben. Bei hohem Leidensdruck durch fehlende Kohabitationsfähigkeit bietet sie die Möglichkeit einer operativen Korrektur bei Lichen sclerosus bzw. Kollagenose der Scheide.