Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_K_02_36
DOI: 10.1055/s-2006-952499

Interaktionales Psychotherapieprogramm für Frauen mit postpartalen Erkrankungen

P Trautmann-Villalba 1, C Hornstein 1
  • 1Psychiatrisches Zentrum Nordbaden, Wiesloch

Psychische Erkrankungen in der Peripartalzeit sind häufig, werden aber bei der überwiegenden Mehrheit der betroffenen Mütter weder diagnostiziert noch therapiert. Eine Vielzahl negativer Auswirkungen insbesondere auf die sozio-emotionale Entwicklung der Kinder depressiver Mütter konnte mehrmals belegt werden. Zur Einschränkung der Auswirkungen dieser psychischen Störungen ist eine Früherkennung und Frühbehandlung erforderlich. Postpartal schwer psychisch erkrankte Mütter bedürfen häufig der stationären psychiatrischen Behandlung. Vor diesem Hintergrund wurde ein aus vier Modulen bestehendes interaktionszentriertes stationäres Therapieprogramm entwickelt, das seit dem Jahr 2000 am Psychiatrischen Zentrum Nordbaden additiv zur psychiatrisch-psychotherapeutischen Standardbehandlung angewandt wird. Zur Qualitätssicherung des Therapieprogramms wurden die Effekte sowohl auf die gesundheitliche Wiederherstellung der Mutter als auch auf die Stabilisierung der Mutter-Kind-Beziehung im Prä-post-Vergleich bei depressiven und psychotischen Müttern überprüft. Die mütterliche Symptomatik, das globale Funktionsniveau und die Qualität der Mutter-Kind-Interaktion wurden am Anfang und nach 6-wöchige Behandlung mittels Instrumenten zur objektiven Fremdbeurteilung evaluiert. In allen untersuchten Bereichen zeigten sich signifikante Verbesserungen. Die erzielten Ergebnisse sprechen dafür, dass ein interaktionszentriertes Therapieprogramm ein realisierbares und erfolgsversprechendes Behandlungsangebot für postpartal erkrankte Frauen darstellt.