Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_02_02
DOI: 10.1055/s-2006-952501

Gut Informieren – Gemeinsam Entscheiden!–Pilotstudie zur Entscheidungsfindung in der gynäkologischen Onkologie

MP Lux 1, S Petsch 2, D Radosavac 1, PA Fasching 1, MW Beckmann 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Erlangen, Erlangen
  • 2Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen

Hintergründe:

Patientinnen mit einem Mammakarzinom (MaCa) können häufig keine adäquaten Entscheidungspartnerinnen sein. Sie erhalten unzureichende Informationen über den Vorteil der verfügbaren therapeutischen Optionen und unrealistische Einschätzungen der Risiken. Es wurde untersucht, wie der Benefit der einzelnen therapeutischen Optionen subjektiv eingeschätzt wird.

Material und Methoden:

Mittels eines Fragebogens wurde die Einschätzungen des notwendigen Vorteils einer Therapie in der kurativen und palliativen Situation erhoben. Der Fragebogen wurde 50 MaCa-Patientinnen und 100 ÄrztInnen ausgehändigt. Die Evaluierung der Verständlichkeit und Schlüssigkeit der Fragebögen waren primäre Studienziele.

Ergebnisse:

96% der Patientinnen und 23% der ÄrztInnen haben den Fragebogen beantwortet. In der Adjuvanz wählten 41,7% der Frauen eine Chemotherapie, wenn das 5-J-Überleben 60% und der zusätzliche Benefit ≤ 10% wäre [ÄrztInnen 77,3% (p=0,003)]. 33,3% der Frauen bräuchten eine Verbesserung des Überlebens um >20% (ÄrztInnen 9,0%). Die antihormonelle Therapie wählten bereits 46,9% der Frauen bei einem Benefit ≤ 10% [ÄrztInnen 86,4% (p<0,001)]. In der palliativen Situation wählten 18,4% der Frauen und 47,7% der ÄrztInnen bei einer Lebenserwartung von 6 Monaten eine Chemotherapie im Falle einer Lebensverlängerung von ≤ 6 Monaten (p=0,003). 57,9% der Frauen (eine ÄrztIn) würden die Chemotherapie erst bei einer Lebensverlängerung um >2 Jahre wählen.

Auf einer Skala zwischen 1 (nicht verständlich) und 10 (sehr verständlich) lag der mediane Wert der Verständlichkeit für Patientinnen bei 8,28 (7,73–8,95) [ÄrztInnen 8,72 (8,10–9,48)].

Zusammenfassung:

Der Fragebogen präsentiert sich verständlich und schlüssig. Erste Ergebnisse zeigen enorme Unterschiede auf. Folgend wird die Erhebung anhand größerer Kollektive durchgeführt. Primäre Studienziele sind die Entwicklung von Empfehlungen und einem Instrument für die patientinnenorientierte Entscheidungsfindung.