Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_02_19
DOI: 10.1055/s-2006-952518

HPV-negative, klitorisnahe invasive und invasive Karzinome bei jüngeren Frauen

R Gehrmann 1, S Riethdorf 2, L Riethdorf 3, W Poleska 1, J Baltzer 1
  • 1Frauenklinik Klinikum Krefeld, Krefeld
  • 2Institut für Tumorbiologie, Universitätsklinik Hamburg, Hamburg
  • 3Praxis für Pathologie, Hamburg, Hamburg

Hintergrund: Die Entstehung des vulvären Plattenepthelkarzinoms lässt sich ätiologisch auf zwei verschiedene Entitäten zurückführen, wobei eine nicht HPV-assoziiert ist. Die HPV negativen Vulvakarzinome kommen typischerweise bei älteren Patientinnen vor. Wir beobachteten in einem Zeitraum von vier Jahren eine ungewöhnliche Häufung von unifokalen, klitorisnahen invasiven und präinvasiven Vulvakarzinomen bei jüngeren Patientinnen und suchten nach einer möglichen HPV- Infektion bzw. einer Überexpression des Tumorsupressorgens p16INK4.

Design: Formalin-fixiertes und in Paraffin eingebettetes Gewebe von 15 Patientinnen (14 mit einem PlattenepithelCA, 1 mit einer VIN-III-Läsion) wurde auf HPV-DNA getestet. RNA/RNA in situ Hybridisierung wurde angewandt, um HPV-16-RNA nachzuweisen. Die Untersuchung zur Expression des Tumorsupressorgens p16INK4 erfolgte immunhistochemisch.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der 15 Patientinnen betrug 50,6 Jahre. Keine Patientin war wegen einer Vulvaerkrankung zuvor in ärztlicher Behandlung. Der Anteil der Raucherinnen betrug 66,6%. Bei 14 der 15 Patientinnen handelte es sich um ein unifokales, invasives PlattenepithelCA. Bei einer Patientin lag eine VIN-III-Läsion vor. Charakteristisch war das klinische Bild mit ausgestanztem Ulcusbereich. Der durchgeführte HPV-16-RNA Nachweis war bei 14 der 15 untersuchten Patientinnen negativ. Erwartungsgemäss lag eine heterogene (schwache bis mäßige) p16 Expression bei den HPV- negativen CA vor. Es erfolgte die typische operative Behandlung mit Teilresektion der Vulva und getrennter Lymphonodektomie bei den invasiven Tumoren. Die VIN-III-Läsion wurde lokal im Gesunden ausgeschnitten.

Schlussfolgerung: Heterogene p16 Expression und das Fehlen klassischer VIN-Läsionen in der Tumorumgebung sprechen für eine nicht HPV assoziierte Kanzerogenese im untersuchten Patientinnenkollektiv. Die besondere Lokalisation (subklitoridal) dieser CA lässt eine andere, nicht HPV-assoziierte, Tumorgenese vermuten.