Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_02_24
DOI: 10.1055/s-2006-952523

Diagnose eines malignen peritonealen Mesothelioms in der Kinderwunschsprechstunde – ein Fallbericht

K Hänseroth 1, A Gatzweiler 1, A Riehn 2, C Weiß 1, W Distler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe; Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden
  • 2Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden

Wir berichten über eine 35-jährige Patientin, die sich wegen Kinderwunsch in unserer Sprechstunde vorstellte.

Nach entsprechender Hormondiagnostik und andrologischen Untersuchungen führten wir eine Laparoskopie durch. Diese zeigte beidseits durchgängige Tuben, jedoch einen Verdacht auf eine Endometriose im Bereich der Harnblasenumschlagsfalte und auf dem linken Ovar. Die histologische Diagnose war jedoch schwierig: Nach Vorstellung in einer Referenzpathologie (Halle) stellte sich die Diagnose eines peritonealen Mesothelioms des Blasenperitoneums und einer tubulären mesothelialen Hyperplasie des Ovars.

Nachdem ein CT des Abdomens und des Thorax unauffällig war, entschieden wir uns zur Laparotomie mit geplanter Deperitonealisierung des Harnblasenperitoneums.

6 Wochen nach der Laparoskopie führten wir den Eingriff durch und mussten leider die disseminierte Aussaat des Tumors im kleinen Becken (Blasenperitoneum, Beckenwand beidseits, Rektum, Sigma) feststellen. Es wurde ein Tumordebulking durchgeführt, so dass der makroskopische Tumorrest <2mm betrug. Die Histologie zeigte in allen Präparaten ein gut differenziertes, monophasisches, malignes peritoneales Mesotheliom, welches invasiv in das subperitoneale Gewebe wuchs.

Die interdisziplinäre Tumorkonferenz im University Cancer Center unseres Klinikums empfahl die nochmalige Laparotomie mit kompletter Deperitonealisierung am Universitätsklinikum Heidelberg. Die Patientin entschied sich jedoch zur systemischen Chemotherapie.

Ein peritoneales Mesotheliom ist 5mal seltener als ein pleurales Mesotheliom. Zu über 80% ist es asbestassoziiert, wobei es bis zur Erkrankung meist 20–25 Jahre dauern kann. Unsere Patientin arbeitete als Chemikerin in Lettland mit Asbest und die Exposition lag 18 Jahre zurück.

In der Literatur sind Fallberichte über maligne peritoneale Mesotheliome bei jungen Patienten selten.