Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_02_51
DOI: 10.1055/s-2006-952549

Allelverlust-Analyse in BRCA-assoziierten Mamma- und Ovarialkarzinomen

K Rhiem 1, B Wappenschmidt 1, U Flucke 2, P Mallmann 3, RK Schmutzler 1
  • 1Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Universität zu Köln, Zentrum für Molekulare Medizin der Universität zu Köln, Köln
  • 2Institut für Pathologie der Universität zu Bonn, Bonn
  • 3Universitätsfrauenklinik Köln, Klinikum der Universität zu Köln, Köln

Zielsetzung: Frauen mit einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation erkranken im Laufe ihres Lebens in 60 bis 85% an Brust- und in 20 bis 50% an Eierstockkrebs. Nach dem Zwei-Schritt-Modell von Knudson geht der Tumorentstehung der Verlust des Wildtyp-Allels (LOHwt) voraus. Tatsächlich konnten erste Untersuchungen eine hohe Rate an LOHwt von bis zu 90% in BRCA-assoziierten Karzinomen nachweisen. Mit den vorliegenden Analysen wollten wir diesen Mechanismus der BRCA-Ausschaltung in Mamma- und Ovarialkarzinomen von Patientinnen mit eindeutig pathogener BRCA-Mutation überprüfen.

Patientinnen und Methoden: Die Untersuchung wurde an Paraffinmaterial der Mamma- und Ovarialkarzinome von 36 Patientinnen mit einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation durchgeführt. Die DNA-Extraktion aus dem Paraffinmaterial erfolgte mit einem Kit von Biozym und einem bead-basierten Verfahren, das bei der Firma Bayer HealthCare Diagnostics in der Entwicklung ist. Die gewählten Primerpaare flankieren Fragmente <300bp, in denen die pathogene Mutation im BRCA1- oder BRCA2-Gen lokalisiert ist. Die halbautomatische Sequenzierung erfolgte auf dem ABI377.

Ergebnisse: Es wurde in 33.3% (8/27) der Mammakarzinome ein Verlust des Wildtyp-Allels, in 37% (10/27) ein Verlust des mutierten Allels und in 29.7% eine Heterozygotie (8/27) nachgewiesen. Bei den Ovarialkarzinomen zeigte sich in 44.1% (4/9) ein Verlust des WT-Allels, in 33.3% ein Verlust des mutierten Allels (3/9) und in 22.2% eine Heterozygotie (2/9).

Zusammenfassung: Verluste des Wildtyp-Allels in Mamma- und Ovarialkarzinomen finden sich in unserem Untersuchungskollektiv von BRCA1- und BRCA2-Mutationsträgerinnen deutlich seltener als bisher in der Literatur beschrieben (93.3% in: Osorio A et al., 2002). Zur weiteren Klärung der Frage, ob eine Ausschaltung des Wildtyp-Allels für die Tumorentstehung obligat ist, schließen wir jetzt epigenetische Analysen an.