Der foetale Estradiometabolit Estetrol als Risikomarker für vaskuläre Komplikationen? Hinweise aus in vitro Bestimmungen vasoaktiver Marker

Estetrol (15-alpha-Hydroxyestriol, E4) ist ein endogener Estradiolmetabolit, der in hohen Konzentrationen hauptsächlich in der foetalen Leber gebildet wird und in frühen Studien als Marker für Risikoschwangerschaften, speziell mit vaskulären Komplikationen, untersucht wurde (Vetter K et al. Arch Gynecol 1979; 228: 232). Die Bewertung ist bis heute aufgrund unterschiedlicher Ergebnisse kontrovers. Schwer interpretierbar waren erhöhte Spiegel bei erheblichen Störungen der Schwangerschaft. Tierexperimentell gab es Hinweise auf vasodilative Eigenschaften, die Wirkmechanismen sind bisher aber nicht bekannt. Methodik: Menschlichen Endothelzellkulturen wurde E4 zugesetzt (0.01, 0.1, 1, 10µM) und der Effekt auf Prostacyclin- und Endothelinproduktion unter Vergleich mit Estradiol (E2, 0.1µM) nach 24h gemessen. Ergebnisse: Die Synthese von Prostacyclin wurde durch E2 um 23% stimuliert, die von Endothelin um 19% reduziert. Vergleichbare Resultate mit E4: Stimulation von Prostacyclin zwischen 13–20% bzw. Reduktion von Endothelin um 17–40%. Schlussfolgerung: Danach ist E4 ein Marker hinweisend auf akut stark vasodilatative Effekte. Unterschiedliche Auswirkungen auf die hämodynamische Funktion der Plazenta erscheinen möglich. Hinsichtlich der maternalen Estetrolspiegel bei Risikoschwangerschaften gibt es kontroverse Daten–im Gegensatz zu unkomplizierten Schwangerschaften wurde keine Korrelation zwischen maternaler und foetaler E4-Messungen festgestellt. Vermutlich ist daher die Auswahl des entsprechenden Kompartiments zur Messung der Estetrolspiegel, möglicherweise auch der Zeitpunkt der Messung, von entscheidender Bedeutung. Dies muss in weiteren Studien abgeklärt werden.