Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_02_02
DOI: 10.1055/s-2006-952569

Cerclage – A never ending story: Retrospektive Analyse der seit dem Jahr 2000 an der Universitätsfrauenklinik Heidelberg durchgeführten diagnostischen und therapeutischen Cerclagen – Ein Plädoyer?

J Heil 1, S Hertler 1, S Kolay 1, AS Gast 1, N Fersis 1, M Goeckenjan-Festag 1, H Maul 1, C Sohn 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Heidelberg

Hintergrund: Die prophylaktische Cerclage (PC) ist nach Datenlage nur einem Hochrisikokollektiv vorbehalten; die therapeutische Cerclage (TC) und der totale Muttermundsverschluss (TMV) hingegen ist unzureichend untersucht. Ziel der vorliegenden Untersuchung war eine retrospektive Analyse aller PC, TC und/oder TMV der letzten 5 Jahre an der UFK Heidelberg. Patientinnen und Methoden: 59 Patientinnen (Median 18,5 SSW [Range 11–25] mit PC, TC und/oder TMV. PC: Indikation nach internationalen Empfehlungen; Ausnahmefälle: traumatische geburtshilfliche Anamnese, Wunsch der Patientin. TC: Muttermundslänge (<24 SSW) <10mm, VBS, Fruchtblasenprolaps. Die Fallanalyse erfolgt deskriptiv. Darstellung als Median [Range]. Ergebnisse: 58 C wurden angelegt, bei 12 Patientinnen wurde C + TMV durchgeführt, bei einer Patientin erfolgte ein TMV ohne C. 33mal wurde eine PC (alle <24 SSW; 15 SSW [11–21]), 25x eine TC oder TMV durchgeführt (22 SSW [17–25]). 18/22 vor 24 SSW durchgeführten TC konnten auf >24 SSW prolongiert werden. In 51 Fällen wurde nach der C >24 SSW erreicht, in 8 Fällen gelang dies nicht, in 4 Fällen wurde die TC erst nach 24 SSW angelegt. Insgesamt wurde in 55 Fällen eine Schwangerschaftsprolongation von >7d erzielt. Von den Patientinnen mit TC, die 24 SSW erreichten, schafften es 5 bis >35 SSW. Schlussfolgerung: In 92% der Fälle kann eine SS-Prolongation erreicht und die Grenze zur Lebenfähigkeit überschritten werden. Patientinnen in einem auf die Versorgung von Frühgeburten <27 SSW spezialisierten Perinatalzentrum könnten so von TC profitieren. Über mögliche Vorteile eines TMV ist keine Aussage möglich. PC und TC sollten durchaus im operativen Repertoire geburtshilflich tätiger Ärzte erhalten werden.