Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_02_10
DOI: 10.1055/s-2006-952577

Welche präexistenten Faktoren bestimmen die Dauer der Eröffnungsphase?

RA Burian 1, C Frömke 2, C Schippert 1 P Hillemanns 3 (für das ProGeb-Team)
  • 1Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Institut für Biometrie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 3Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover, Abt. I für Gynäkologie und Geburtshilfe, Hannover

Hintergrund:

Die niedersachsenweite ProGeb-Studie ist eine multizentrische Kohortenstudie, die die Hypothese untersucht, dass die Dynamik des Gebärens weniger von präexistenten Faktoren mit Ausnahme der Parität als von intrapartal variierenden Faktoren beeinflusst wird. Fragestellung: Welche präexistenten Faktoren wirken sich auf die Dauer der Eröffnungsphase aus?

Methode:

Für 1171 Frauen mit Einlingsschwangerschaft in Schädellage aus 41 niedersächsischen Kliniken (Teilstichprobe) wurden sechs Monate Geburtsverläufe minutengenau erhoben. Die Frauen wurden in einer standardisierten Frage nach dem Zeitpunkt und den wahrgenommenen Symptomen des Geburtsbeginns gefragt. Zusätzlich wurden Daten aus den Bereichen Demographie, Schwangerenbetreuung, Weheninduktion und Erleben der Schwangeren, sowie zu risikoassoziierten Faktoren dokumentiert und mit der Einschätzung des Geburtsbeginns von Seiten der jeweils betreuenden Hebamme bis Muttermund 10 cm verglichen. Diese Daten wurden in multivariaten Cox-Regressionen analysiert.

Ergebnisse:

Bei 613 Erstgebärenden (darunter n=49 Zweitgebärende mit Zustand nach Sectio) dauerte die Eröffnungsphase im Median 7 Stunden, bei den 558 Mehrgebärenden 4 Stunden. Vergleicht man den meist früheren Geburtsbeginn laut Schwangerer mit dem der Hebamme, so differiert dieser im Median bei Erstgebärenden um 2 Stunden und bei Mehrgebärenden um 54 Minuten. Erstgebärende, die als Symptom für den Geburtsbeginn Wehen angaben oder keine Risiken vor Geburt aufwiesen, hatten eine kürzere Eröffnungsphase. Begann die Geburt laut Schwangerer mit dem Symptom Schleimpfropfabgang, dauerte die Eröffnungsphase länger. Je länger der vorzeitige Blasensprung bei Mehrgebärenden vor dem Geburtsbeginn der Hebamme zurücklag, desto kürzer war deren Eröffnungsphase.

Schlussfolgerung:

Angesichts der wenigen präexistenten Faktoren ist eine Auswertung des Einflusses intrapartal variierender Faktoren auf die Dynamik des Gebärens angezeigt.