Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_02_23
DOI: 10.1055/s-2006-952590

Nephropathia epidemica–Hantavirusinfektion in der Schwangerschaft

R Schmitz 1, J Steinhard 1, A Ahrens 1, M Schmitter 1, J Heinig 1, L Kiesel 1, W Klockenbusch 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster, Münster

Hantaviren werden von Nagetieren auf den Menschen übertragen. Sie rufen das hämorrhagische Fieber mit renalem Syndrom und selten dem pulmonalen Syndrom hervor. Das durch Infektion mit den in Mitteleuropa zirkulierenden Hantavirustypen ausgelöste Krankheitsbild wird als Nephropathia epidemica bezeichnet. Es ist in seinem Vollbild durch ein akutes Nierenversagen charakterisiert. Bei etwa zwei Prozent der deutschen Bevölkerung können Antikörper gegen Hantaviren nachgewiesen werden. Vermutlich wird eine erhebliche Anzahl von Infektionen nicht diagnostiziert, da das Krankheitsbild häufig mit leichten oder unspezifischen Symptomen einhergeht. Zur Zeit existiert keine spezifische Therapie.

In der 27+3 Schwangerschaftswoche wurde eine Patientin mit akutem Nierenversagen nach einem fieberhaften Infekt zu uns verlegt. Es zeigte sich ein Anstieg des Serumkreatinins bis auf 5,5mg/dl ohne Veränderung weiterer Retentionsparameter. Während des stationären Aufenthaltes war die Patientn fieberfrei und klagte bei Aufahme über unspezifische Symptome wie Rückenschmerzen, Schwächgefühl und leichtem Juckreiz der Haut. Die auswärts begonnene Antibiotikatherapie wurde mit Piperacillin und Tazobactam fortgesetzt. In der Virusserologie ließen sich Hantaviren vom Serotyp Puumala epidemica virus nachweisen. Es bestand eine Proteinurie von 0,66g in 24 Stunden. Nach drei Tagen konnte eine stetige Normalisierung des Serumkreatinins bis auf 1,3mg/dl bei Entlassung in der 29+4 SSW dokumentiert werden. Die unspezifische Beschwerdesymptomatik besserte sich rasch. Die Patientin wurde auswärts in der 41+3 SSW mittels elektiver Sectio casarea von einem gesunden Mädchen entbunden.

Bei einem fieberhaften Infekt mit akutem Nierenversagen in der Schwangerschaft sollte differentialdiagnostisch eine Hantavirusinfektion ausgeschlossen werden.