Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_02_37
DOI: 10.1055/s-2006-952604

Uteruserhaltendes Vorgehen nach Sectio cesarea bei Placenta percreta

B Rösing 1, C Berg 2, J Reinsberg 1, A Geipel 2, P van de Vondel 2, C Dorn 1, W Merz 2, K van der Ven 1, U Gembruch 2
  • 1Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Universitäts-Frauenklinik Bonn, Bonn
  • 2Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn

Bei einer 28-jährigen 3 Gravida 2 Para im Z.n. Sectio wurde in der 30. SSW sonographisch eine Plazenta praevia totalis diagnostiziert. Dopplersonographisch zeigte sich eine Infiltration des Myometriums im Bereich der alten Sectionarbe und der Blasenhinterwand im Sinne einer Plazenta percreta. Die Patientin drängte auf ein fertilitätserhaltendes Vorgehen. In der 37 + 1 SSW erfolgte die primäre Re-Sectio über einen Funduslängsschnitt. Intraoperativ bestätigte sich die Diagnose einer Plazenta percreta mit Harnblaseninfiltration. Nach Entwicklung eines lebensfrischen weiblichen Neugeborenen und Kürzung der Nabelschnur wurde die Plazenta in utero belassen. In der 2. Woche p.p. erfolgte eine Metothrexattherapie (MTX 1mg/ kg i.m. an Tag 1, 3, 5, 7, Folsäure 0,1mg/ kg i.m. an Tag 2,4,6,8). Unter wöchentlicher ambulanter dopplersonographischer und endokriner (PAPP-A, hCG und Estriol) Kontrolle zeigte sich eine 10-wöchige Persistenz der Placentaperfusion mit zuletzt einem solitären Gefäß, sowie der endokrinen Aktivität. Die Patientin war beschwerdefrei und klinischerseits ohne Ablösungszeichen. In den folgenden 2 Wochen waren sowohl die dopplersonographischen, wie die endokrinen Funktionsparameter rückläufig, und ergaben schließlich keinen Anhalt mehr für vitale Plazentaanteile. In der 12. Woche p.p. erfolgte bei beginnender Kolliquation des Plazentagewebes und Auftreten von Beschwerden (blutig tingierter Ausfluss, Unterbauchschmerzen) die komplikationslose Curettage unter sonographischer Kontrolle in Transfusionsbereitschaft. In der 14. Woche p.p. ließ sich sonographisch lediglich ein kleines intramyometrales hypoechogenes Areal im isthmischen Bereich mit geschlossenem endometrialem Saum darstellen. Es handelt sich um den bisher längsten dokumentierten Verlauf bei uteruserhaltendem Vorgehen mit Plazenta percreta.