Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_K_03_35
DOI: 10.1055/s-2006-952644

Transobturatorische Implantation alloplastischer Netze zur Therapie von Beckenbodendefekten

J Farthmann 1, B Brintrup 2, C Fünfgeld 3, P Jezek 4, A Kraus 5, E Kumbier 6, F Lenz 7, P Lichtinger 8, A Niesel 9, B Gabriel 1, E Stickeler 1, DO Watermann 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Freiburg, Freiburg
  • 2Borromäus-Hospital, Leer
  • 3Klinik Tettnang GmbH, Tettnang
  • 4Frauenklinik, Klinikum Deggendorf, Deggendorf
  • 5Frauenklinik, Klinikum Fulda gAG, Fulda
  • 6Frauenklinik, Krankenhaus am Rosarium, Sangerhausen
  • 7Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg
  • 8Frauenklinik des Klinikums Offenbach, Offenbach
  • 9Frauenklinik, Kreiskrankenhauus Preetz, Preetz

Fragestellung: Obwohl nur wenige Studien vorliegen, werden alloplastischer Materialien in der rekonstruktiven Beckenbodenchirurgie häufig implantiert. In einer multizentrischen Beobachtungsstudie wurde die Sicherheit einer vaginalen Implantationstechnik mit transobturatorischer und sakrospinaler Suspension eines alloplastischen Netzes untersucht.

Materialien und Methoden: Die Daten von 9 Zentren zur Implantation eines monofilamentären Polypropylennetzes wurden anhand eines retrospektiv ausgefüllten Fragebogens untersucht. Zur Auswertung wurden alle nach dem Verfahren operierten Patientinnen eines Zentrums herangezogen, ein Ausschluss von Patientinnen fand nicht statt.

Ergebnisse: Bei 183 Patientinnen wurde ein Netz wegen Zystozelen oder einem Scheidenstumpf-/Gebärmutterdescensus implantiert und transobturatorisch fixiert. Intraoperativ traten bei 7,1% der Patientinnen Komplikationen auf (6x Blutung >500ml, 4 Blasen- und 3 Rektumläsionen sowie eine Ureterverletzung bei der Hysterektomie). Eine Komplikation durch die transobturatorische Technik selbst wurde nicht beobachtet. Während des stationären Aufenthaltes wurden bei 14,3% der Patientinnen Auffälligkeiten beobachtet (16 mal Restharn >100ml, 3 fieberhafte Infektionen, 6 Nachblutungen, 10 x stärkere Schmerzen). Eine Follow-up Untersuchung im Intervall von 3–6 Monaten wurde bei 128 Patientinnen durchgeführt, bei 78,9% war diese unauffällig. Ein Rezidiv wurde bei 4%, eine Netzerosion bei 11%, Restharn >100ml bei 2,4%, Schmerzen bei 3,2%, eine Dyspareunie bei 2,4% beobachtet. Obwohl der Eingriff primär nicht als Inkontinenzopertion konzipiert ist, wurden 76,4% der primär drang- oder stressinkontinenten Patientinnen geheilt, de novo Inkontinenzen wurden bei 2,4% beobachtet.

Schlussfolgerung: Die transobturatorische Implantation mit und ohne ergänzender sakrospinaler Suspension eines alloplastischen Netzes ist eine komplikationsarme und effektive Methode zur Therapie von Beckenbodendefekten.