Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_03_53
DOI: 10.1055/s-2006-952698

Anstieg des PSA-Wertes bei Einnahme von Aromatasehemmern bei metastasiertem männlichem Mammakarzinom

AC Schnelzer 1, AK Baumgärtner 1, N Harbeck 1, S Pildner von Steinburg 1
  • 1Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar der TU München, München

Wir berichten über einen 64-jährigen männlichen Patienten, der im Verlauf einer sekundär metastasierten Mammakarzinomerkrankung ein Prostatakarzinom entwickelte und interdisziplinär behandelt wurde. Nach adjuvanter Chemotherapie eines invasiv-duktalen Mammakarzinoms (pT2 pN1b(12/13LK) M0 R0 G3 rezeptorpositiv) wurde 2 Jahre nach Erstdiagnose unter Tamoxifen eine pulmonale Metastasierung diagnostiziert. Die Therapie wurde auf Anastrozol umgestellt. Ein Jahr später fielen steigende PSA-Werte im Serum bis maximal 10,86 ng/ml auf. Es folgte die Diagnose eines frühen, mäßig differenzierten Prostatakarzinoms. Bei zeitgleich aufgetretenem pulmonalem Progress und neuer cervikaler lymphatischer Metastasierung des Mammakarzinoms wurde eine Chemotherapie mit 6 Zyklen Docetaxel durchgeführt. Bereits nach 3 Zyklen zeigte sich ein gutes klinisches und laborchemisches Ansprechen beider Tumore. Zur Fortführung einer für alle Tumorentitäten geeigneten antihormonellen Therapie entschieden wir uns interdisziplinär für eine Kombination aus dem Antiöstrogen Fulvestrant (Faslodex), dem GnRH Analogon Goserelin (Zoladex) und dem Testosteronantagonist Bicalutamid (Casodex). Nach 6 Monaten Therapie liegt zum jetzigen Zeitpunkt eine stable disease beider Tumorerkrankungen mit normwertigen Tumormarkern vor. Ein geringfügiger Anstieg des PSA-Wertes durch die Einnahme von Anastrozol ist in der Literatur zwar beschrieben, jedoch zeigt dieser Fall, dass immer die differentialdiagnostische Abklärung zu empfehlen ist. Zur Behandlung der vorliegenden seltenen Tumorkoinzidenz erwies sich die Dreifachkombination der verwendeten antihormonellen Medikamente als verträglich und effizient. Angesichts des Auftretens der vorliegenden Tumorentitäten wurde eine tumorgenetische Beratung dringend empfohlen. Eine mögliche Assoziation mit Mutationen im BRCA1-/2-Gen wäre denkbar und für weitere Familienmitglieder relevant.