Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_E_03_04
DOI: 10.1055/s-2006-952703

Vorteil der Polkörperdiagnostik zum Nachweis von Chromosomenfehlverteilungen in einem selektierten Patientenkollektiv

M Montag 1, E Isachenko 1, K van der Ven 1, C Dorn 1, B Rösing 1, H van der Ven 1
  • 1Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Universitäts-Frauenklinik Bonn, Bonn

Die Erfolgsrate nach IVF bei Patientinnen mit erhöhtem mütterlichen Alter und mehreren erfolglosen Vorversuchen trotz Transfer guter Embryonen ist sehr gering. Ob die Polkörperdiagnostik zur Erkennung chromosomaler Fehlverteilungen die Erfolgsraten steigern kann ist ungewiss. Auf der Grundlage prospektiv erhobener Daten haben wir eine retrospektive Auswertung von ICSI-Behandlungszyklen mit und ohne PKD bei Patientinnen im Alter von 35–39 und mindestens 2 Vorversuchen mit Embryotransfer durchgeführt. Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich von Januar 2003 bis Juli 2005. Im Rahmen der PKD wurden simultan 6 Chromosomen untersucht.

In dem Untersuchungszeitraum wurde unter Berücksichtigung der Einschlusskriterien 163 Behandlungszyklen mit ICSI (Kontrollgruppe) und 159 Behandlungszyklen mit ICSI + PKD (Studiengruppe) erfasst. Das mittlere Alter (37.8 / 36.8) und die Anzahl an Zyklen mit Embryotransfer (89.3% / 90.2%) war nicht signifikant unterschiedlich. In der ICSI + PKD Gruppe wurden signifikant weniger Embryonen transferiert (1.77 / 2.02; p<0.001). Die biochemische Schwangerschaftsrate war in beiden Gruppen nicht unterschiedlich (31.7% / 31.9%). In der ICSI + PKD Gruppe wurde ein Trend zu höheren klinischen Schwangerschaftsraten (28.9% / 21.8%) und niedrigeren Abortraten (19.5% / 28.1%) beobachtet. Die Implantationsraten (17.5% / 11.7%; p=0.043) und die Geburtenraten (23.0% / 15.6%; p=0.035) waren nach ICSI + PKD signifikant höher.

Diese Ergebnisse belegen erstmalig, dass bei Patientinnen mit erhöhtem mütterlichen Alter und nach wiederholten, erfolglosen IVF / ICSI Behandlungszyklen der Einsatz der Polkörperdiagnostik mit der Diagnostik von 6 Chromosomen im Sinne höherer Implantations- und Geburtenraten sinnvoll ist.