Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_E_03_11
DOI: 10.1055/s-2006-952710

Spontane Ovulation nach Carboplatin/Taxol-Polychemotherapie–ein Fallbericht

J Herrmann 1, W Starker 1, I Hoppe 1, IB Runnebaum 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Friedrich-Schiller-Universtität Jena, Jena

1. Fragestellung

Chemotherapie bei jungen Karzinompatientinnen führt häufig zu Amenorrhoe und Infertilität. Vereinzelt kann es zum Erhalt der Ovarfunktion auch ohne begleitende Fertilitätsprophylaxe kommen. Ein derartiger Fallbericht soll hier vorgestellt werden.

2. Methodik

Eine 30jährige Patientin mit Endometriose und vorausgegangener Stimulationsbehandlung. (Clomifen, FSH) aufgrund polyzystischer Ovarien entwickelte einen Borderline-Tumor mit invasiven Implantaten. Nach diagnostischer Laparoskopie erfolgte die Laparotomie mit pelviner und paraaortaler Lymphonodektomie, Appendektomie, Omentektomie sowie Keilexcision beider Ovarien. Die Histologie ergab einen serösen Borderline-Tumor, primär vom Peritoneum ausgehend.

Nach dem operativen Eingriff erhielt die Patientin 6 Zyklen Carboplatin AUC5 in Kombination mit Taxol 175mg/m2.

3. Ergebnisse

Ein Jahr nach Abschluss der Chemotherapie zeigte die Patientin eine normale Ovarfunktion, die sonografisch und hormonanalytisch gesichert werden konnte. Wegen eines Tubenschadens wurde sie in ein IVF-Programm aufgenommen und im langen Protokoll mit FSH stimuliert. Bei der transvaginalen Follikelpunktion konnten 10 Eizellen gewonnen werden. Am Tag 3 wurden zwei Embryonen transferiert. Die resultierende Gemini-Schwangerschaft verlief komplikationslos. In der 36. Schwangerschaftswoche erfolgte die Spontangeburt ohne Auffälligkeiten

4. Schlussfolgerung

Eine Normalisierung der Ovarfunktion und Schwangerschaften sind nach Chemotherapie in einzelnen Fällen möglich. Trotzdem sollte jungen Frauen vor Beginn der Chemotherapie gezielt die Kryokonservierung von Ovargewebe zur Fertilitätserhaltung angeboten werden.