Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_03_09
DOI: 10.1055/s-2006-952725

Erhöhte Frühgeburtlichkeit beim Einsatz des Proteaseinhibitors Lopinavir/Ritonavir in der Schwangerschaft HIV-positiver Frauen

M Sovric 1, A Gingelmaier 1, R Kaestner 1, T Weissenbacher 1, I Mylonas 1, K Friese 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München

Fragestellung: HIV-infizierte Frauen erhalten während der Schwangerschaft eine antiretrovirale Therapie (ART) zur Reduktion der maternofetalen HIV-Transmission und in zunehmendem Maße auch zur Therapie bei fortgeschrittener mütterlicher HIV-Infektion. Ziel dieser Untersuchung war die Erfassung von Schwangerschaftskomplikationen sowie des kindlichen Outcomes beim Einsatz des Proteaseinhibitors Lopinavir/Ritonavir (LPV/r) während der Schwangerschaft.

Methodik: Retrospektive Analyse von 27 Schwangerschaftsverläufen HIV-infizierter Mütter mit einer LPV/r enthaltenden ART (2002–2006). Untersucht wurden: ART, CD4-Zellzahl und Viruslast zu Beginn der Schwangerschaft und peripartal, Schwangerschaftskomplikationen sowie schwere Nebenwirkungen der ART, Gestationsalter bei Geburt, Entbindungsmodus und kindliches Outcome.

Ergebnisse: Von 27 Schwangerschaften endeten 26 mit einer Lebendgeburt (92% Sectio caesarea, 8% vaginale Spontangeburten), in einem Fall kam es in der 33. SSW zum intrauterinen Fruchttod (V.a. Nabelschnur-komplikation). In 10 Fällen (39%) kam es zu einer Frühgeburt <37+0 SSW, davon erfolgten 5 Geburten in der 37.SSW und 5 Geburten in den SSW 26, 34 und 35(3x). In 7 Fällen (27%) trat ein vorzeitiger Blasensprung auf. In 82% der Fälle konnte die Viruslast durch die ART bis zum Entbindungstermin unter die Nachweisgrenze (<50Kopien/ml) gesenkt werden. Die CD4-Zellzahlen variierten zu Beginn der Schwangerschaft zwischen 74–634/µl (Mittelwert: 363/µl) und zum Zeitpunkt der Entbindung zwischen 140–840/µl (Mittelwert: 443/µl). In diesem Kollektiv wurden keine Kinder mit Fehlbildungen geboren und bisher wurde keine kindliche HIV-Infektion nachgewiesen.

Schlussfolgerung: Der Einsatz des Proteaseinhibitors LPV/r während der Schwangerschaft führte zu einer erhöhten Frühgeburtlichkeit, andererseits erwies sich LPV/r als wirkungsvolles und gut verträgliches Mittel zur Reduktion der mütterlichen Viruslast und damit des maternofetalen HIV-Transmissionsrisikos.