Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_03_13
DOI: 10.1055/s-2006-952729

Dichoriale diamniale Geminigravidität mit schwerer intracerebraler Blutung bei einem Feten mi einer HPA-Antikörper induzierten Alloimmunothrombozytopenie

P Kollertz 1, T Bösing 1, A Luttkus 1
  • 1Ev. Krankenhaus Bielefeld, Standort Gilead, Bielefeld

Einleitung: Die fetale Alloimmunthrombozytopenie ist die häufigste Ursache für intracranielle Haemorrhagien des Feten und des Neugeborenen. Sie ist häufig mit einer gravierenden, perinatalen Morbidität und Mortalität verbunden. Die Inzidenz einer schweren, durch HPA-Antikörper vermittelten Thrombozytopenie wird mit in 1: 1100 Schwangerschaften angegeben.

Fallbericht: Wir berichten über die vorgeburtliche Diagnose einer ausgedehnten fetalen, intracerebralen Hirnblutung in einer dichorialen diamnialen Zwillingsschwangerschaft in der 37. SSW. Bei Zustand nach Sectio, Makrocephalie des führenden Kindes und ursächlich nicht ausschließbarer Alloimmunthrombozytopenie erfolgt die Entbindung bei beginnender Wehentätigkeit durch eine Schnittentbindung. Die postpartalen Befunde ergeben die Diagnose einer HPA 1A-Antikörper vermittelten fetalen Alloimmunthrombozytopenie. Peripartal ist es nicht zu einer Befundprogredienz gekommen. Nachfolgend werden das pränatale und geburtshilfliche Management sowie die Beratung der betroffenen Eltern dargestellt.

Schlussfolgerung: Im Gegensatz zur Rhesusinkompatibilität besteht aufgrund der niedrigen Inzidenz keine Notwendigkeit zum Screening auf Thrombozytenautoantikörper in der Schwangerschaft. Nach der Geburt eines Kindes mit unklarer Thrombozytopenie ist die Alloimmunthrombozytopenie unbedingt mit in die diagnostischen Überlegungen einzubeziehen, da in einer folgenden Schwangerschaft eine aufwendige Diagnostik betrieben werden sollte.