Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_03_37
DOI: 10.1055/s-2006-952753

Uterine Elektromyographie – Möglichkeiten im Einsatz zur Überwachung von Wehen unter Geburt

N Elsner 1, F Gutzeit 2, HH Günter 3, C Sohn 4, H Maul 4
  • 1Privat, Hannover
  • 2Institutsverbund für Mechanik der Universität Hannover, Hannover
  • 3Zentrum für Frauenheilkunde der Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover
  • 4Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg

Hintergrund: Ziel dieser Studie war zu untersuchen, in welcher Form die uterine Elektromyographie (EMG) zum Wehenmonitoring im Geburtsverlauf eingesetzt werden kann, welche EMG-Parameter sich verändern und welchen Einfluss geburtshilfliche Interventionen und Hilfestellungen (z.B. Oxytocin, Tokolytika, Amniotomie, aktives Mitpressen in der Austreibungsperiode) auf das EMG haben. Patientinnen und Methoden: Patientinnen: 19 Schwangere, die sich nach Abschluss der 36. Schwangerschaftswoche mit regelmäßigen Wehen oder Blasensprung im Kreißsaal vorstellten. EMG-Messung: Die EMG-Aufzeichnung erfolgte jeweils bis zur Geburt des Kindes. Untersuchte Parameter: Frequenzmuster im gefilterten Bereich (0,34–1 Hz), Power Density Spectrum (PDS) Peak-Frequenz und Peak-Amplitude sowie Energiegehalt. Ergebnisse: Mit fortschreitender Muttermundsweite kommt es bei 17 von 19 Messungen zu einer Zunahme des mittels EMG erfassten Energiegehaltes. Maximale Werte wurden in der Austreibungsperiode gemessen. Nach Oxytocin-Infusion kam es in 9 von 16 Fällen zu einer Energiezunahme sowie zu einer Verschiebung der Peak-Frequenz in den höheren Frequenzbereich, nach Partusisten-Gabe folgten eine Reduktion der Energie und Peak-Frequenz. Amniotomie oder das aktive Mitpressen der Patientinnen in der Austreibungsphase hatten keinen negativen Einfluss auf die EMG-Qualität. Schlussfolgerung: Die uterine EMG-Messung lässt die qualitative und quantitative Beurteilung uteriner Aktivität im Geburtsverlauf zu. Die qualitative Beurteilung uteriner Aktivität kann wertvolle Informationen über die Kraft der Geburtswehen und somit über den zu erwartenden Geburtsfortschritt liefern. Die Notwendigkeit sowie der Erfolg kontraktionsfördernder Oxytocin-Infusionen könnte besser beurteilt und somit eine Überstimulation vermieden werden. Das uterine EMG dürfte der Tokographie in ihrer Aussagekraft überlegen sein.