Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_03_39
DOI: 10.1055/s-2006-952755

Transabdominelle Elektromyographie – Vorstellung einer Analysesoftware zur Auswertung und Interpretation uteriner elektrischer Aktivität

H Maul 1, F Gutzeit 2, S Czarkowski 1, C Sohn 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg
  • 2Institutsverbund für Mechanik der Universität Hannover, Hannover

Hintergrund: Die Elektromyographie (EMG) ist ein inzwischen von mehreren Arbeitsgruppen untersuchtes Verfahren zur Bestimmung uteriner Aktivität und Kontraktilität während der Schwangerschaft. Wir konnten nachweisen, dass unterschiedliche EMG-Parameter eng mit der invasiv gemessenen Stärke von Wehen korrelieren. Zudem konnten wir zeigen, dass mittels EMG mit hoher Sensitivität und Spezifität eine Aussage über den Zeitpunkt der Geburt getroffen werden kann. Leider bereitete die Analyse und Interpretation der Daten in der Vergangenheit große Schwierigkeiten. Eine von uns entwickelte Software ist in der Lage, in Echtzeit die Berechnung einer auf EMG-Signalen basierenden Wehenkurve durchzuführen mit dem Ziel zwischen unechten und echten Wehen bei Patientinnen mit Symptomen vorzeitiger Wehentätigkeit unterscheiden zu können. Patientinnen und Methoden: Schwangere ab der 24+0 Schwangerschaftswoche wurden mittels EMG und CTG simultan überwacht und die Rohdaten in eine von uns entwickelte Software übertragen. Unterschiedliche geburtshilfliche Parameter wie bespielsweise die jeweilige Muttermundsweite, der Zeitpunkt des Blasensprungs, und Medikamentenapplikationen wurden fortlaufend dokumentiert. Ergebnisse: EMG und Tokographie korrelieren signifikant hinsichtlich Frequenz und Dauer der Wehentätigkeit. Darüber hinaus kann über die Berechnung des EMG-Energiegehaltes und der EMG-Frequenzmuster eine qualitative Aussage über die Art der Wehentätigkeit getroffen werden. Schlussfolgerungen: Mittels EMG kann vor allem die Qualität der Wehentätigkeit beurteilt werden. Der Erfolg von Interventionen (wie z.B. Wehenhemmung oder Wehenunterstützung sub partu) kann anhand des EMG akkurat erfasst und quantifiziert werden. Das EMG könnte schon jetzt eine sinnvolle Alternative zur Tokographie darstellen und diese in Zukunft ganz ersetzen.