Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_K_04_12
DOI: 10.1055/s-2006-952773

Struma ovarii

K Bobermien 1, K Schulz 1, H Heyer 2, S Grunwald 2, G Schwesinger 3, D Arndt 1
  • 1Klinikum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Klinik u. Poliklinik für Gynäkologie u. Geburtshilfe, Greifswald
  • 2Universitätsfrauenklinik Greifswald, Greifswald
  • 3Institut für Pathologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Greifswald

Die Struma ovarii ist mit 3% die häufigste Form monodermal differenzierter Ovarialteratome. Während mikroskopisch kleine Schilddrüsengewebsherde in 20% der Dermoidzysten beschrieben sind, ist bei der Struma ovarii bereits häufig makroskopisch das Schilddrüsengewebe erkennbar.

Wir berichten über eine 44-jährige Patientin, die seit mehreren Wochen über ziehende Unterbauchschmerzen klagte. Nach Durchführung einer Computertomographie wurde die Patientin unter der Verdachtsdiagnose Ovarialkarzinom in unserer Klinik vorgestellt. Sowohl in der klinischen Untersuchung als auch in der Sonographie imponierte ein am ehesten vom Ovar ausgehender derber Tumor mit Malignitätskriterien. Kein Anhalt für Aszitis. Unter der oben genannten Verdachtsdiagnose wurde die Längsschnittlaparotomie mit Schnellschnittuntersuchung durchgeführt. Diese ergab histologisch zunächst ein seröses Zystadenom. Die Operation wurde nach Entfernung beider Adnexe beendet. Überraschend ergab die endgültige Histologie mikro- und makrofollikulär konfiguriertes Schilddrüsengewebe mit herdförmig regressiven Veränderungen, welche letztlich für die falsche Schnellschnittdiagnose verantwortlich waren. Immunhistochemisch war eine intensive Farbreaktion und eine vollständige Dekoration des Gewebes mit dem Marker Thyreoglobulin erkennbar. Für Malignität gab es histologisch keinen Hinweis. Der postoperativ bestimmte TSH-Spiegel lag im Normbereich. Eine weitere Therapie war somit nicht erforderlich.

Die Struma ovarii ist eine seltene zumeist benigne ovarielle Neoplasie, die in der bildgebenden Diagnostik ein Ovarialkarzinom imitieren kann. Auch eine Erhöhung des Tumormarkers CA 125 wird in einigen Fällen beschrieben. Selten ist sie mit einem Hyperthyreodismus oder mit Aszitis assoziiert. Nur etwa 5–10% entsprechen histologisch einem papillären Schilddrüsenkarzinom, wobei noch seltener Fernmetastasen zu beobachten sind.