Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_K_04_19
DOI: 10.1055/s-2006-952780

Posteriore alloplastische Netzimplantation mit sakrospinaler und pararektaler Suspension

B Gabriel 1, B Brintrup 2, C Fünfgeld 3, J Farthmann 1, F Lenz 4, E Stickeler 1, P Jezek 5, A Kraus 6, E Kumbier 7, A Niesel 8, DO Watermann 1
  • 1Universitäsfrauenklinik Freiburg, Freiburg
  • 2Borromäus-Hospital, Leer
  • 3Klinik Tettnang GmbH, Tettnang
  • 4Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg
  • 5Frauenklinik, Klinikum Deggendorf, Deggendorf
  • 6Frauenklinik, Klinikum Fulda gAG, Fulda
  • 7Frauenklinik, Krankenhaus am Rosarium, Sangerhausen
  • 8Frauenklinik, Kreiskrankenhaus Preetz, Preetz

Fragestellung: Alloplastischer Materialien werden in der rekonstruktiven Beckenbodenchirurgie angewendet obwohl nur wenige Studien vorliegen. In einer multizentrischen Beobachtungsstudie wurde die Sicherheit einer vaginalen Implantationstechnik mit infracoccygealer und pararektaler Suspension eines alloplastischen Netzes im hinteren und zentralen Kompartiment des Beckenbodens untersucht.

Materialien und Methoden: Die Daten von 8 Zentren zur Implantation eines monofilamentären Polypropylennetzes wurden anhand eines Fragebogens erhobem. Zur Auswertung wurden alle nach dem Verfahren operierten Patientinnen eines Zentrums herangezogen.

Ergebnisse: Bei 84 Patientinnen wurde ein Netz implantiert. Bei 60 Patientinnen (71,4%) wurden zusätzliche vaginale Operationen durchgeführt. Intraoperativ traten bei 3 der Patientinnen (3,6%) Komplikationen auf (2x Blutung >500ml, 1 Blasenläsionen bei Präparation im vorderen Kompartiment im Rahmen eines Zusatzeingriffs). Eine Komplikation durch die infracoccygeale oder pararektale Technik selbst wurde nicht beobachtet. Während des stationären Aufenthaltes wurden bei 19% der Patientinnen Auffälligkeiten beobachtet (9 mal Restharn >100ml, 2 Nachblutungen, 5 x stärkere Schmerzen, eine Netzerosion im Rahmen eines vaginalen Hämatoms bei einer Nachblutung). Eine zuvor bestehende Schwäche des Sphinkter ani entwickelte sich postoperativ zu einer Stuhlinkontinenz. Eine Follow-up Untersuchung im Intervall von 3–6 Monaten wurde bei 64 Patientinnen durchgeführt. Ein Rezidiv im hinteren oder zentralen Kompartiment wurde nicht beobachtet, eine Netzerosion trat auf. Zu Restharn >100ml kam es bei 3 (4,7%) und zu einer Dyspareunie bei 2 Patientinnen (3,1%). Es traten eine de novo Drang- und 2 de novo Stress-Inkontinenzen auf.

Schlussfolgerung: Die infracoccygeale und pararektale Suspension eines Polypropylen- Netzes ist eine komplikationsarme und effektive Methode zur Therapie von Beckenbodendefekten im hinteren und zentralen Kompartiment.