Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_04_19
DOI: 10.1055/s-2006-952815

Das Operationsergebnis und Überleben beim Ovarialkarzinom kann durch die Konzentration an Gewebekallikreinen im Primärtumor vorhergesagt werden

J Dorn 1, B Schmalfeldt 1, R Kates 2, M Kiechle 1, N Harbeck 1, M Schmitt 2
  • 1Frauenklinik der Technischen Universität München, Klinikum Rechts der Isar, München
  • 2Klinische Forschergruppe der Frauenklinik, Klinikum rechts der Isar, München, München

Beim Ovarialkarzinom (OvCa) ist das Operationsergebnis, also ob Tumorgewebe zurückgeblieben ist, der wichtigste Prognosefaktor. Dabei beeinflussen auch tumorbiologische Faktoren wie uPA, PAI-1 oder humane Gewebekallikreine (hK) die Tumoraggressivität und damit das Überleben der Patientinnen. Es wurde der Gehalt an uPA, PAI-1, hK5–8, hK10, hK11 und hK13 in Tumorextrakten von 142 OvCa-Patientinnen (FIGO I-IV), die in der Frauenklinik (TU München) operiert worden waren (1985–1999), bestimmt. 72 Patientinnen (50,7%) wurden ohne zurückbleibenden Tumorrest (R0) operiert.

Eine signifikant verkürzte Lebenszeit (OS) hatten diejenigen Patientinnen, die nicht R0 operiert werden konnten, die mehr als 500ml Aszites im Abdomen hatten, einen positiven Nodalstatus oder einen schlecht differenzierten Tumor. Im Gegensatz dazu war ein erhöhter Gehalt an hK10 und hK13 als protektiver Faktor mit einem verlängerten OS vergesellschaftet. Im Hinblick auf das progressfreie Überleben (PFS) waren Operationsergebnis, Aszitesmenge, Nodalstatus und hK11, wieder als protektiver Faktor, signifikant. Der Resttumor (post-op) war in allen Analysen ein starker Marker. Ob eine Patientin vollständig tumorfrei operiert werden kann, konnte mit einem Score aus Aszitesmenge, Grading, hK6 und hK13 vorhergesagt werden.

Aus unseren Ergebnissen kann abgeleitet werden, dass einige der humanen Gewebekallikreine beim OvCa einen starken Einfluss auf Tumoraggressivität und Krankheitsprogression besitzen. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, durch Bestimmung dieser Gewebekallikreine im Tumorgewebe nicht nur den Krankheitsverlauf, sondern durch einen Score, bestehend aus etablierten klinischen Faktoren und dem Gehalt an hK6 und hK13, auch das Operations-Ergebnis mit hoher Genauigkeit vorherzusagen. So könnte die Therapieplanung beim Ovarialkarzinom individualisiert werden und diejenigen Patientinnen identifiziert werden, die eher von einer präoperativen CTX als von einer Primäroperation profitieren würden.