Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_04_26
DOI: 10.1055/s-2006-952822

Prognostische Relevanz von tumorbiologischen Faktoren des Ovarialkarzinoms und disseminierter Tumorzellen im Knochenmark (DTZ-KM)

C Schindlbeck 1, P Hantschmann 2, M Zerzer 1, B Rack 1, W Janni 1, U Jeschke 1, HA Sommer 1, K Friese 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, I. Frauenklinik-Innenstadt, München
  • 2Kreiskrankenhaus Altötting, Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Altötting

Beim Ovarialkarzinom ist die Bestimmung tumorbiologischer Faktoren zu prognostischen und prädiktiven Zwecken wenig etabliert. Durch eine Detektion hämatogen gestreuter Tumorzellen ließe sich das Risiko einer Fernmetastasierung abschätzen. Wir untersuchten die Expression von p53, KI67, HER2, Topoisomerase IIa, EGFR und nm23 an Ovarialkarzinom-Geweben von 90 Pat, bei denen im Rahmen der Primäroperation eine Untersuchung auf disseminierte Tumorzellen im Knochenmark (DTZ-KM) erfolgt war. Die KM-Aspiration, Zytospinpräparation und immunzytochemische Färbung mit dem anti-Zytokeratin Antikörper A45 B/B3 erfolgte nach einem standardisierten Protokoll. Die Expression von p53, KI67, HER2, Topoisomerase IIa, EGFR und nm23 wurde durch Immunhistochemie an Paraffinschnitten bestimmt, eine Klassifikation erfolgte nach Prozentsatz gefärbter Zellen bzw. immunreaktivem Score (IRS). Die Expressionsraten von HER2 (2+/3+: 34%), KI67 (med. 30%), p53 (med IRS 5) und Topoisomerase IIa (med IRS 4) waren hoch, während nm23 (med IRS 2) und EGFR (med IRS 0) nur schwach exprimiert wurden. Bei 21 Pat (23%) fanden sich DTZ-KM. Deren Präsenz war lediglich mit dem Nodalstatus korreliert (p=0,05). Während das Tumorstadium (p=0,02), Lymphknotenbefall (p=0,003), Grading (p=0,05), postoperativer Tumorrest (p<0,001), Aszites (p=0,05), Peritonealkarzinose (p=0,02) und KI67 (p=0,05) jeweils signifikant mit dem Gesamtüberleben korrelierten, zeigte die Präsenz von DTZ-KM (p=0,04) und KI67- Positivität (p=0,02) ein erhöhtes Risiko einer Metastasierung auf. In der multivariaten Analyse verblieb lediglich der postoperative Tumorrest als unabhängiger Faktor für das Metastasen freie und Gesamtüberleben (p=0,02, RR=4,6). Beim Ovarialkarzinom besitzt weiterhin das Tumorstadium und der postoperative Tumorrest entscheidende Bedeutung für die weitere Prognose. Dennoch ließen sich durch die Bestimmung tumorbiologischer Faktoren Subgruppen definieren und möglicherweise zielgerichtete Therapien etablieren.