Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_04_39
DOI: 10.1055/s-2006-952835

Der Verlauf zervikaler Dysplasien in der Schwangerschaft.

KA Kübler 1, L Barrionuevo 1, C Feodorovici 1, M Braun 1, M Pölcher 1, C Rudlowski 1, TW Park 1, W Kuhn 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Bonn, Bonn

Hintergrund Die Prävalenz eines auffälligen zytologischen Abstrichs in der Schwangerschaft (SS) wird mit 0,5–3% angegeben. Trotz eindeutiger Empfehlungen der deutschsprachigen Fachgesellschaften führt ein pathologischer Abstrich in der SS zu Verunsicherungen bei Arzt und Patientin. Hiervon ausgehend wurden der natürliche Verlauf zervikaler Dysplasien in der SS und ihr Management analysiert.

Material und Methoden 29 Patientinnen mit Zervixdysplasien in der SS aus der Dysplasiesprechstunde wurden retrospektiv zusammengestellt (2002–2005). Es zeigten sich folgende Charakteristika: Alter 22–42 Jahre, Erstvorstellung 4.–34. SSW, Vorstellung 2–5mal mit Intervallen von 3–14 Wochen. Diagnostik erfolgte mittels Kolposkopie, Zytologie, HPV-Nachweis, Biopsie. Konisationen erfolgten prä- und postpartal.

Ergebnisse Die zytologische Diagnose ergab bei 9/29 einen Pap IVa, bei 20/29 einen Pap IIId. Eine Portio-PE erfolgte bei Pap IVa in 6/9, bei Pap IIId in 10/20 (8 CIN III, 5 CIN II, 3 unauffällig). Eine präpartale Konisation erfolgte bei Pap IVa in 3/9, bei Pap IIId in 1/20 (4 CIN III). Bei Pap IVa erfolgte in 3/9, bei Pap IIId in 13/20 ein konservatives Management. Postpartal erfolgte eine Portio-PE bei Pap IVa in 5/9, bei Pap IIId in 3/20 (6 CIN III, 1 CIN II, 1 unauffällig) und nachfolgend eine Konisation bei 6/9 bei Pap IVa und bei 6/20 bei Pap IIId (1 Zervix-Ca, 6 CIN III, 3 CIN II, 1 CIN I, 1 unauffällig). 29/29 waren HPV high risk positiv.

Schlussfolgerung Trotz erschwerter Beurteilbarkeit zytologischer Befunde in der SS findet sich bei Pap IVa in einem hohen Anteil eine CIN III. Daher ist eine histologische Sicherung anzustreben. Bei Pap IIId ist ein konservatives Vorgehen möglich, da eine Progression selten ist. In Ergänzung zur Zytologie sollten Verlaufskontrollen in der SS Kolposkopie und Histologie umfassen. Weitere Marker sollten zukünftig definiert werden, um Hochrisikopatientinnen zuverlässig zu identifizieren und invasivere Eingriffe in der SS zu vermeiden.