Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_E_04_02
DOI: 10.1055/s-2006-952852

Jugularisvenenthrombose in der Frühschwangerschaft nach IVF

B Jahns 1, N Bock 1, G Emons 1, B Hinney 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen

Einleitung: Zu Thrombosen kommt es während der Schwangerschaft in erster Linie im letzen Schwangerschaftsdrittel und im Wochenbett im Bein-/Beckenbereich. Ungewöhnliche Lokalisationen treten offenbar vor allem nach assistierter Reproduktion auf.

Fallbericht: Bei der 35-jährigen 1 Gravida, 1 Para (Spontangeburt vor 12 Jahren in anderer Partnerschaft) wurde wegen tubarer Sterilität die IVF-Behandlung durchgeführt. Nach Downregulation mit 0,1mg Triptorelin tgl. erfolgte die ovarielle Stimulation mit 150 E recFSH tgl. vom 4. bis zum 13. Zyklustag. Zur Ovulationsauslösung erhielt die Pat. 10.000 E hCG bei einem Östradiolspiegel von 1.952 pg/ml. Bei der Follikelpunktion ließen sich 12 Oozyten gewinnen. Nach IVF wurden am 18. Zyklustag zwei Vierzellembryonen transferiert. Am 24. Zyklustag fand sich ein OHSS Grad I (beide Ovarien auf ca. 70mm vergrößert, Flüssigkeit im Abdomen ca. 100ml, Hkt 40,5%) die Patientin war beschwerdefrei. 27 Tage nach IVF konnte eine intakte Einlingsgravidität nachgewiesen werden.

Seit der 9. SSW klagte die Patientin über linksseitige Schulterschmerzen und Schwellung des linken Oberarmes sowie links supraclavikulär. Die Doppleruntersuchung ergab eine langstreckige Jugularisvenenthrombose links. Unter intravenöser pTT-gesteuerter Heparintherapie war die Patientin nach 4 Tagen weitgehend beschwerdefrei. Vor Entlassung wurde die Therapie auf 2×60 E Enoxaparin umgestellt. Die Thrombophiliediagnostik war unauffällig. Die Schwangerschaft ist z. Zt. intakt, die Therapie soll bis zur Entbindung fortgesetzt werden.

Diskussion: In der Literatur sind 97 Fälle von venösen und arteriellen Thrombosen cranio-zervico-thorakaler Lokalisation nach assistierter Reproduktion beschrieben. Die Gründe für diese seltene Lokalisation bei im übrigen gesunden jungen Frauen sind bisher unbekannt. Bei entsprechenden Beschwerden sollte an die Möglichkeit derartiger Thrombosen gedacht werden, die Patientinnen sollten auf das Risiko hingewiesen werden.