Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_E_04_04
DOI: 10.1055/s-2006-952854

Glycodelin in IVF-Kulturen–Input und Wirkung

N Gneist 1, G Keck 1, I Trinkaus 1, W Distler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe; Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden

Glycodelin (Gd) besitzt je nach Isoform immunsupressive, kontrazeptive oder die Spermien/Zona pellucida-Bindung nicht-inhibierende Eigenschaften. Die Rolle von Gd in der assistierten Reproduktion ist bisher unklar, so dass sich unsere Untersuchungen auf die Analyse des Gd-Inputs sowie die Fertilisierungsrate (FR) in IVF-Kulturüberständen fokussierten.

In 25 IVF-Zyklen erfassten wir nach 16–18h den Gesamt-Gd- und den Gesamtproteingehalt (total protein, TP) von insgesamt 196 zentrifugierten Kulturflüssigkeiten, welche vorab je 105 progressiv-motile Spermatozoen und eine Oozyte (KIVF) enthielten. In 16 Fällen wurde eine äquivalente Spermienkultur als Kontrolle (KSp) angelegt. In 10 ICSI-Zyklen analysierten wir den Gd-Gehalt von 86 Kulturüberständen, in welchen vorher injizierte Oozyten 16–18h inkubiert worden waren. Die FR wurde durch pronuclei-scoring 16–18h nach Insemination ermittelt. Außerdem fertigten wir Cytospin-Ausstriche von Cumuluszellen denudierter Oozyten aus 10 ICSI-Zyklen an und analysierten immunzytochemisch das Gd-Vorkommen.

Mehr als 50% der KIVF zeigten zu ihrem homologen KSp-Wert einen Unterschied von über 20%. Die pro Paar gemittelten Gd-Werte der Kulturüberstände (KIVF: 1,9–144,3ng/ml; 0,1–3,0%Gd/TP) und die der Spermienkulturen (KSp: 2,0–154,6ng/ml; 0,1–11,5%Gd/TP) zeigten eine große Spannweite bei einer FR von 20–100%. In 10 Fällen differierten die Gd-Mittelwerte der IVF-Kulturen und der analogen Spermienkultur kaum, bei 4 Paaren waren KIVF>KSp und in 2 Fällen KIVF<KSp. Alle Kulturflüssigkeiten 16–18h nach ICSI waren Gd-frei. Der Anteil Gd-positiver Cumuluszellen zwischen den Patienten variierte.

Der größte Input von Gd in IVF-Kulturen erfolgt durch Spermatozoen. Eine Wechselwirkung zwischen Gd-Input, Gehalt in der Kultur und FR kann vermutet werden. Cumuluszellen als Gd-Senke oder Quelle könnten die beschriebenen Gd-Schwankungen in IVF-Kulturen bewirken.